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Debatte DepressionPlan B für die Seele

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Bislang werden erkrankte Erwerbstätige nicht durch Maßnahmen, sondern durch Sprachregelungen geschützt. Gefragt ist Normalität im Umgang mit der Vielfalt seelischer Zustände.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).

4 Kommentare

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  • S
    Seyde

    Liebe Frau Dribbusch, es tut gut Ihren Artikel zu lesen - ich habe in den letzten Jahren wenig so sinnvolles über die Psychiatrie gelesen, wie Ihren Kommentar. Die gesellschaftlichen Zusammenhänge - die immerhin zu einem Drittel Anteil an der Entstehung psychicher Störungen haben - sind gerade die, die noch beeinflussbar scheinen (derenthalben es ja die Bewegung der erfolgreichen Sozialpsychiatrie seit den 60iger Jahren gibt). Um so wichtiger, dass wir alle ein Auge auf diese Dinge behalten (Psychiatrie braucht dringend mehr öffentliche Warnehmung - erst daraus könnte sich "Normalität" ergeben - spektakuläre öffentliche Reaktionen - wie im Fall Enke -sind da leider wenig hilfreich, weil sie nicht zur Aufklärung beitragen - der All-Normal-tag spielt sich in der Hartz IV Region ab und nicht im Spitzenbereich der Bundesliega)und die postiven Beispiele zeigen ja, dass es geht. Wenn wir alle psychisch auffälligen Menschen aussortieren - ein Prozess, der gerade zu laufen scheint (wenn wir nur an die Zunahme der Diagnose ADS/ADHS bei Kindern denken)-verlieren wir nicht nur Geld, sondern auch kreative Potenzen, die wir dringend benötigen um auch zukünftig Probleme lösen zu können.

  • A
    anke

    @U.-M. Baetz:

    Wenn es bloß das Desinteresse wäre - damit ließe sich leben!

     

    Nein, unsere Gesellschaft hat längst noch keinen Grund, besonders stolz auf sich zu sein, finde ich. Die vermeintliche Freiheit psychisch Kranker, ihre berufliche Leistung den eigenen Fähigkeiten anzupassen, hat einen verdammt hohen Preis. Gegen offene Stigmatisierungen, gegen Diskriminierungen aller Art und selbst gegen das Fallengelassenwerden kann der Mensch sich wehren. Gegen die angeblich gut gemeinten Einmischungen blutiger Laien in die "inneren Angelegenheiten" der "Patienten" helfen kein Gericht und keine Schiedskommission der Welt.

     

    Die Belastung, die es bedeuten kann, wenn man dem vermeintlichen Mitleid scheinheiliger Kollegen ausgesetzt ist, dürfte nicht wesentlich geringer sein als die Belastung, die es bedeutet, von Hartz IV zu leben. Für die meisten Leute ist man als psychisch Kranker wohl einfach das Andere, das Gegenstück. Man gibt den angeblich Gesunden Gelegenheit zur Abgrenzung und Selbstbestätigung. Noch der aller letzte Depp kann sich unter dem Beifall der Umstehenden einbilden, hundert Mal besser dran zu sein. Als Almosenempfänger tut man gutes, behaupten die Buddhisten. Als psychisch Kranker auch, sollte man meinen. Gibt man der Gesellschaft doch eine preiswerte Gelegenheit, sich gesund zu fühlen. Selbst dann noch, wenn die Diagnose eigentlich nicht mehr anzuzweifeln ist.

  • D
    denninger

    @"U.-M. Baetz":

    Du hast ja Recht. Nur ist es nach Jahrzehnten der zwanghaften Individualisierung der Gesellschaft wohl schwierig, Gemeinsinn oder gemeinschaftliche Verantwortung einzufordern.

    "Toleranz" ist oft nur schlichtes Desinteresse. Und, mal ehrlich, wer hat denn im Zeitalter des Hedonismus schon Lust, sich um "weinerliche Spaßbremsen" (O-Ton Personalrat) zu kümmern?

    Wenn nicht ein persönliches Interesse am Erkrankten besteht wird man ihn wohl einfach "tolerieren".

    Andererseits kann auch der Erkrankte durch ehrenamtliche Tätigkeiten und gesellschaftliches Engagement seinen Zustand stabilisieren.

    Sorry, aber von der Seite hört man auch die selbe Leier wie von den "Gesunden":

    "keine Zeit"

    "keine Lust"

    "bringt mir nichts"

    "ertrage ich nicht"

  • UB
    U.-M. Baetz

    Nein es ist alles falsch - es ist die grassierende Lieblosigkeit - niemand interessiert sich mehr für den Anderen. Und irgenwann fällt es auf und dann beginnt die Depression - still leise heimlich - die Seele weint schon lange - wir machen uns kaputt und am Schluss kommt die Krise - aber um die Opfer macht sich niemand mehr Gedanken. Da werden dann Deine mühselig gesammelten Kröten wieder verheizt. Und, wenn man das merkt ist man selbst dran schuld. "Ich kann nichts machen" und das "ist halt so". Und dann wirst Du im Becken von Hartz IV aufgeangen im Schwimmbecken aller Depressiven.

    Es sind die Tränen der Seele, die niemand sieht es ist der Preis für "ich kann ja eh nichts machen".

    Und nun macht eben wirklich niemand mehr etwas - auch der Steuerzahler ist machtlos.

     

    Und dabei würde ein gutes Wort eine kleine Hilfe am Anderen schon soviel helfen. Doch nun ist es endlich soweit - wir haben es geschafft - wir machen nichts mehr - und das geht schon sehr lange so. Ein einziger Enke kann da auch nicht mehr viel ausrichten.