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Debakel um VerfassungsschutzV wie verlorenes Vertrauen

Nach dem Auffliegen weiterer V-Leute im Umfeld des NSU wächst die Kritik an den Ämtern. Kommt jetzt der Spitzel-TÜV?

Mitschwimmer, führende Köpfe, Scharfmacher – hat sich der Staat zum Aufbauhelfer der braunen Szene in Deutschland gemacht? Bild: reuters

BERLIN taz | Die ideale „Vertrauensperson“ für den Verfassungsschutz hat keine Kinder, keine Schulden und nichts mit Drogen, Spielsucht oder Waffen zu tun. Auch vorbestraft sollte ein V-Mann nicht sein, erst recht nicht wegen eines Kapitaldelikts. Politische Mandate seien in der Regel ein Hindernis, Führungsfiguren als Spitzel ungeeignet.

So schilderte es vor Kurzem ein ranghoher Sicherheitsbeamter in kleiner Runde in Berlin. Man suche „in der Szene anerkannte Mitschwimmer“ mit einer gewissen Bauernschläue, bereit zum Verrat gegen Geld.

Die Geheimdienste suchen V-Leute, die Neonazis sind, sein müssen. Aber es sollen Neonazis sein, die ehrlich mit dem verhassten Staat zusammenarbeiten. Geht das?

Für den Staat war es schon immer ein riskantes Spiel. Doch seit dem Auffliegen des NSU werden die Zweifel am V-Leute-System immer lauter. Denn obwohl die rechtsextreme Szene mit Spitzeln durchsetzt ist, konnte die Terrorzelle mordend durchs Land ziehen. Mindestens fünf V-Leute von Polizei und Verfassungsschutz stehen auf einer geheimen Liste mit den 100 „relevanten Personen“ im Umfeld des NSU. Darunter ein Mann, der dem späteren Terrortrio vor dem Abtauchen TNT besorgte.

Spitzel-Stopp

Als Konsequenz aus dem Debakel fordert der Linke-Geheimdienstexperte Wolfgang Neskovic nun einen Spitzel-Stopp wegen nicht nachgewiesenen Nutzens. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) glaubt dagegen, der Einsatz von V-Leuten sei „unverzichtbar“, NSU hin oder her. Doch auch er weiß: Weitermachen wie bisher können die Behörden nicht. Denn die 17 Inlandsgeheimdienste wissen mitunter noch nicht mal, welchen Neonazi das jeweils andere Amt als V-Mann führt. Dieses Wirrwarr hat schon 2003 das erste Verbotsverfahren gegen die NPD scheitern lassen.

Was darf der V-Mann?

V-Leute sind keine Mitarbeiter der Geheimdienste, sondern Extremisten, die dem Verfassungsschutz aus ihren Szenen regelmäßig gegen Geld Infos liefern. In den Akten der Ämter erhalten sie Tarnnamen wie „Otto“, „Corelli“, „Küche“, „Piato“ oder „Tarif“. Dazu kommen sogenannte Gelegenheitsinformanten.

Anders als bei der Polizei, wo es verdeckte Ermittler gibt, schleust der Verfassungsschutz heute keine Undercoveragenten mehr in extremistische Szenen ein. Dort verlässt man sich neben der Auswertung von offenen Informationen auf die Observation von Verdächtigen, die Überwachung mit technischen Mitteln wie das Abhören von Telefonen – und eben den Einsatz von „Vertrauensleuten“.

Geregelt ist der Einsatz von V-Leuten bisher nur in internen und geheim gehaltenen Dienstvorschriften. Dort heißt es zum Beispiel: „Der VM hat Informationen nur entsprechend seinem Auftrag zu beschaffen. Er darf weder die Zielsetzung noch die Aktivitäten eines Beobachtungsobjektes entscheidend bestimmen.“

In den letzten Wochen gerieten gleich mehrere V-Leute in den Fokus der Öffentlichkeit. Einige wurden schon vor Jahren enttarnt, andere flogen erst jetzt auf. Dem in Geheimdienstskreisen verbreiteten Ideal entsprechen nur die wenigsten. Manche wurden straffällig, teils wegen schwerer Delikte. Viele waren alles andere als „Mitschwimmer“ – sie waren führende Köpfe und Scharfmacher.

In Baden-Württemberg verdichten sich die Hinweise, dass der Gründer eines deutschen Ablegers des rassistischen Ku-Klux-Klans (KKK) zeitweise V-Mann des Verfassungsschutzes war – wobei aber zweifelhaft ist, ob auch während oder nur vor der Existenz seiner KKK-Gruppe. Schon Ende der 90er trat der Neonazibarde Achim S. bei Veranstaltungen der NPD auf. Im Jahr 2000 rief er dann in einem Lied die „arischen Krieger der weißen Rasse“ auf, Europa zu befreien. In dieses Jahr fiel auch die Gründung seines bis 2002 aktiven KKK-Ablegers, für den er etwa 20 Mitglieder aus ganz Deutschland rekrutierte.

Thomas R., Topinformant

Die Affäre beschäftigt nun auch den NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags – weil im KKK auch zwei Polizisten mitmischten, die später Kollegen des NSU-Opfers Michèle Kiesewetter waren. Und auch, weil das Bundesamt für Verfassungsschutz einen eigenen V-Mann in dem KKK-Ableger führte: Thomas R. aus Halle. Der war ein Topinformant, weit über den KKK hinaus. Von 1994 bis 2007 lieferte R. unter dem Decknamen „Corelli“ Interna aus der Neonaziszene. Für die Behörden ist seine Enttarnung ein Desaster.

Der grüne Geheimdienstexperte Hans-Christian Ströbele fragt sich dagegen nach der Enttarnung „Corellis“, wie der Staat so jemanden je als bezahlten Zuträger anheuern konnte. In seinen Augen war der Mann ein „Antreiber der Szene, ein Hetzer, wie er im Buche steht“.

Um die Jahrtausendwende war Thomas R. einer der wichtigsten Neonazis in Sachsen-Anhalt, galt dort als führender Kopf des ultraradikalen Blood-&-Honour-Netzes. Er war aber auch schon früh mit der Neonaziszene in Westdeutschland verbandelt. Anfang der 90er fand er eine Heimat in der Nationalistischen Front (NF) um Meinolf Schönborn, der mit einem sogenannten Nationalen Einsatzkommando paramilitärische Zellen aufbauen wollte. Die NF wurde im November 1992 verboten, ihre Anhänger machten weiter.

Bundesweiter Neonazitreffpunkt

Thomas R. wohnte in Schönborns Haus in Detmold-Pivitsheide, einem bundesweiten Neonazitreffpunkt. Er feierte hier noch seinen 19. Geburtstag und zog dann zurück nach Halle. Seit mindestens 1992 spitzelte er für den Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt, bevor er an das Bundesamt abgegeben wurde.

Thomas R. fotografierte auf Nazidemos in mehren Bundesländern und legte ein großes Bildarchiv an – perfekt für seine Geldgeber vom Verfassungsschutz. Auch online war Thomas R. schon früh unterwegs. „Gesetze kann man immer umgehen, legal oder illegal im Untergrund“, schrieb er einmal im einst einflussreichen Thule-Netz.

Ab Ende der 90er betrieb Thomas R. gleich eine ganze Reihe rechtsextremer Websites. Brisant: Auf einer befand sich der Onlineauftritt des neonazistischen Fanzines Der Weisse Wolf. Im Printheft wurde 2002 der NSU erstmals öffentlich erwähnt – neun Jahre bevor die Terrorzelle aufflog. Weil sein Name auf einer Adressliste des NSU-Terroristen Uwe Mundlos stand, die nach Abtauchen des Trios 1998 in einer Garage gefunden wurde, interessiert sich heute auch das BKA für Thomas R. Rechtsextremen kommen solche Enthüllungen gerade recht. Sie fabulieren sich eine durch den Staat gesteuerte NSU-Zelle zusammen. Dafür gibt es keinerlei Hinweise. Aber für den Streit über Sinn und Unsinn von V-Leuten gibt es immer mehr Anschauungsmaterial.

Auf Mundlos' Kontaktliste

In Bayern sorgt gerade der Fall Kai D. für Wirbel. Der zog Ende der 80er von Berlin nach Oberfranken, wo ihn der bayerische Verfassungsschutz als Quelle anheuerte. Auch er stand auf Mundlos’ Kontaktliste, was immer das in seinem Fall bedeutet.

Sicher ist: Kai D. spielte eine führende Rolle in der Szene, nicht nur in Bayern, auch in Thüringen. Mehrfach wurde gegen ihn wegen Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt, weil er zu Straftaten gegen politische Gegner und Polizisten aufgerufen haben soll. Laut Ermittlungsakten war er 1996 auch Teil eines „Aktionskomitees Rudolf Heß“, das einen Gedenkmarsch für den Hitler-Stellvertreter in Worms organisierte. Dort marschierten auch die späteren NSU-Mitglieder Mundlos und Beate Zschäpe.

Als Kai D. am Tag des geplanten Aufmarschs aus Luxemburg einreiste, nahm ihn die Polizei fest. Laut Vernehmungsprotokoll drohte D. den Beamten: „Hiermit teile ich Ihnen klar und deutlich mit, dass etwas passieren könnte, falls ich und andere inhaftierte Kameraden bis zu einem gewissen Zeitpunkt nicht entlassen werden.“ Es „könnten zum Beispiel Anschläge verübt werden“. Ein „Vertrauensmann“ des Verfassungsschutzes, der der Polizei mit Anschlägen droht?

V-Mann „Piato“

Es gibt noch weitere krasse Fälle. Carsten S. zum Beispiel. Der wurde 1995 zu acht Jahren Haft verurteilt, weil er versucht hatte, mit anderen Neonazis einen nigerianischen Flüchtling zu ermorden – kein Hinderungsgrund für den Brandenburger Verfassungsschutz, der ihn als V-Mann „Piato“ anwarb. Carsten S. kam bald wieder frei – und hat dem Geheimdienst später auch über das untergetauchte Neonazitrio berichtet, so wie auch ein langjähriger V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes.

Tino Brandt war von 1994 bis 2001 unter den Tarnnamen „Otto“ und „Oskar“ der Topverdiener unter den Spitzeln, rund 200.000 D-Mark bekam er insgesamt. Für Kritiker hat sich der Staat damit zum Aufbauhelfer der Neonaziszene gemacht: Brandt galt als führender Kopf der Anti-Antifa-Ostthüringen und deren Nachfolgeorganisation Thüringer Heimatschutz (THS) – einer braunen Truppe, in der sich auch die späteren NSU-Terroristen tummelten.

Thüringische Verfassungsschützer beteuern dagegen bis heute, Brandt sei ein guter V-Mann gewesen. Der ehemalige Bundesrichter Gerhard Schäfer, der für die Landesregierung die NSU-Affäre untersuchte, wunderte sich zwar über die Höhe seines V-Mann-Honorars, kam aber zu dem Schluss: Der Wert der Infos, die Brandt lieferte, sei hoch gewesen – auch jener zum abgetauchten NSU-Trio.

Allein: Sie führten zu nichts, da der Verfassungsschutz brisante Hinweise weder an die Polizei noch an den Bund weiterleitete.

Bisher konnte es sogar passieren, dass sich die V-Leute von Bund und Ländern gegenseitig bespitzeln. Im Innenministerium in Berlin ist man daher zumindest gewillt, ein zentrales V-Leute-Register anzulegen.

Klare Regeln

Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) geht das nicht weit genug. Sie will ein V-Leute-Gesetz mit klaren Regeln zum Werben, Führen und zur Kontrolle der Spitzel. Auch die SPD sieht größeren Reformbedarf. Es müsse festgelegt werden, bei welchen Vorstrafen ein V-Mann untragbar ist – und zugleich ausgeschlossen sein, dass mit dem Geld Neonazistrukturen gestärkt werden. Dass der Verfassungsschutz ganz auf V-Leute verzichten wird, ist unrealistisch. Nur die Linkspartei fordert dies, schon die Grünen sehen das Abschalten aller Zuträger skeptisch.

Doch wo Spitzel am Werk sind, ist der nächste Skandal nicht weit. Diskutiert wird daher, dass ein Geheimgremium des Parlaments oder ein Richter jeden V-Mann-Einsatz vorab genehmigen soll – eine Art Spitzel-TÜV.

Doch selbst in Geheimdienstkreisen heißt es: „Niemand kann für einen V-Mann die Hand voll ins Feuer legen.“

Nazis bleiben Nazis.

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14 Kommentare

 / 
  • H
    Hafize

    Wer braucht den Verfassungsschutz? Wen schützt diese Organisation wirklich?

     

    Ich glaube, diese ganzen Geheimdienste gehören aufgelöst.

     

    Dort wird nichts Positives gemacht, sondern Leute sollen ihre Freunde verraten, aber die spielen ein doppeltes Spiel und finanzieren sich wohl zum Teil ganz gut auf Kosten der Geheimdienste, aber die echten Infos tauchen dann über die italienische Botschaft und deren Geheimdienst in Berlin auf, es gebe da ein Terror-Trio, die würden wohl ziemlich dicke Dinger drehen. Nun ja, aber auch das konnte man abbügeln und ignorieren. Unterdessen sind zehn oder zwanzig deutsche Spitzel nicht in der Lage gewesen, das Trio zu verraten.

     

    KURZ: Ich bin fürs Abschaffen.

     

    Wenn einer ein Hakenkreuz an die Wand schmiert, Polizei rufen, normal bestrafen. Genauso mit dem ganzen Rest. Momentan wird der Mann zur Polizei gebracht, dort wird der Verfassungsschutz bei ihm vorfühlen, was er weiß, spielt er das halbwegs intelligent, lassen sie ihn laufen und er ist ab diesem Zeitpunkt ein V-Mann, kann als Nazi weitermachen und bekommt dafür sogar noch Geld.

     

    Wenn dann über die NSU mal nachvollzogen wird, was Spitzel wirklich taugen, wie sie lügen und wann sie die Wahrheit sagen, dann kommt dabei nur Müll zum Vorschein. Selbst wenn man den Verfassungsschutz behält bräuchte man in ganz Deutschland vielleicht drei Leute in der NPD. Und die könnte man da zur Not auch einschleusen. Aber das will ja keiner. Lieber Leute zum 'Verrat' überreden und dann anschließend merken, wer wirklich zum Narren gehalten wurde.

  • E
    Eulenspiegel

    Man hat den Eindruck, dieser Verfassungsschutz ist sich nicht schlüssig-,will er das System vor den "aufgeweckten Menschen" schützen-oder die Menschen vor den Dumpfbacken im System? Ein schwieriges Procedere!?-nicht so einfach, wenn man's doppelt nimmt. Da wir ja hier angeblich(oder nur angeblich) in einer Demokratie leben und nicht in einer "Lobbykratie" dürfte das doch eigentlich eine einfache Entscheidung sein: Man schützt das Volk vor dem Neoliberalismus und nicht den Neoliberalismus vor dem Volk. Aber man kennt das ja:"Dess' Brot ich ess', dess' Lied ich sing".

  • V
    vic

    Ein "Spitzel-TÜV", was für eine schräge Idee.

    Nicht lange, dann sitzt dort der Obernazi und winkt alle durch, die bisher schon drin waren.

     

    Das befürworte ich nur, wenn alle Spitzel eine deutlich sichtbare Plakette tragen müssen:

    "Staatlich geprüfter V-Mann/Frau"

  • V
    vic

    Natürlich lag und liegt das Hauptaugenmerk der Justiz bei Antifa-Gruppierungen.

    Die sind nicht nur ein Ärgernis für Rechtsextremisten, sondern auch für deren Chefs in der Staatssicherheit.

  • M
    Mo4711

    "Mir fehlt die grundlegene Voraussetzung um in so einem Laden mitzuarbeiten - meine Eltern sind nicht miteinander verwandt"

     

    Robert Redford in "Sneakers" antwortet auf den Anwerbeversuch des US Verfassungsschutzes

  • J
    juge

    Vorlage für schwarze Komödie von Dilettanten

     

    "Doch selbst in Geheimdienstkreisen heißt es: „Niemand kann für einen V-Mann die Hand voll ins Feuer legen.“

    Nazis bleiben Nazis."

     

    Doch überall wo über den (Un-)Sinn der Spitzelstragegie nachgefragt wird, beharren die Verantwortlichen der Ämter vehement auf die Notwendigkeit, Spitzel zu bezahlen. Sehr viele wie es scheint, so viele, dass sich ganze Kameradschaften davon finanzieren könn(t)en. Um, so das Argument der Verfassungsschützer, überhaupt an Informationen aus der Szene zu gelangen, denen man dann aber nicht vertraut - siehe oben - sei das ein notwendiges Übel. Tatsächlich?

     

    Liebe Verantwortliche, schon mal von der Strategie verdeckter Ermittler gehört? Das wäre einer von EUCH, der eben NICHT Nazi ist, sondern eine derartige Gesinnung vorspielt, um in die verdächtige Gruppe hineinzukommen und Erkenntnisse zu gewinnen, denen ihr dann vertrauen könnt - ganz einfach weil er einer von EUCH IST! Und NEIN er sollte auch nicht so weit gehen eine eigene Zelle zu gründen, sich als führender Barde zu profilieren, oder sich an Terroranschlägen zu beteiligen. Er sollte seine Unterstützung für all das vorspielen um die Vorbereitung von Anschlägen, Morden und anderen Straftaten rechtzeitig zu entdecken und durch Informationsweiterleitung an die Polizei für Festnahmen und Vereitelung sorgen. Man könnte da auch sicher sein, dass das Geld, dass für diese Art der Informationsbeschaffung ausgegeben wird eben nicht in den Aufbau einer Neonazikameradschaft investiert wird.

     

    Zugegeben wäre ein solcher verdeckter Einsatz anstrengend, eventuell auch gefährlich und mit ungewöhnlichen Arbeitszeiten nachts und am Wochenende verbunden. ABER DAS IST GEHEIMDIENSTARBEIT!

     

    Stellt sich die Frage: GIBT es in den Verfassungsschutzämtern der Länder und des Bundes überhaupt derartige Mitarbeiter?

    KENNEN die Verantwortlichen diese Form der effektiven und qualifizierten Geheimdiensttätigkeit NICHT?

    WENN doch, WIESO ist dies nicht ihre Hauptstrategie zur Aufklärung schwerer Straftaten im Vorfeld?

     

    Wenn eine Aufklärungsbehörde tatsächlich die praktische Aufklärungsarbeit vor Ort komplett den Mitgliedern der Gruppen überträgt, gegen die sie ermitteln, weil sie es nicht schaffen oder nicht wollen, eigene zuverlässige und Verfassungstreue Beamten einzuschleusen ist das bestenfalls eine Vorlage für eine schwarze Komödie von Dilettanten mit tragischen Todesfällen, aber kein Geheimdienst. Dann bleibt nur noch die schnelle Abschaffung.

    juge

  • V
    Vrau

    @Wolfgang:

     

    Anmerkung zur objektiven Gemeinsamkeit von Faschisten und Ihrer Gesinnung:

    Im Bezug auf die Wirtschaft(spolitik) bestehen keine großen Unterschiede.

     

    Beweis:

    "gegen Gegner [der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen] der nationalen und internationalen herrschenden Finanz- und Monopolbourgeoisien."

     

    siehe:

    20.05.1937 Adolf H: Ansprache an die Bauarbeiter in Berchtesgaden über die NS-Wirtschaftspolitik

     

    P.S.: Nicht weinen, es geht vielen Lesern der Taz wie Ihnen! Manche haben es einfach nicht so mit der FREIHEIT in Gesellschaft, Wirtschaft...

     

    Ihnen kann geholfen werden!!!

    Service-Telefonnummer: (02 21) 792 66 00

     

    Ihre Fau-Frau

  • P
    paranoia

    Zitat: "Rechtsextremen kommen solche Enthüllungen gerade recht. Sie fabulieren sich eine durch den Staat gesteuerte NSU-Zelle zusammen. Dafür gibt es keinerlei Hinweise."

     

    Liebe Taz, nicht nur rechtsaußen wird "fabuliert". Tatsächlich gibt es Hinweise zuhauf (V-Mann Andreas T. Kassel, Thüringer Heimatschutz usw). Die Frage ist natürlich, wie man die Indizien einordnet und ob man apodiktisch die Möglichkeit einer staatlichen Strategie der Spannung ausschließt.

     

    Siehe auch "Gladio".

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Gladio#Anschlag_auf_das_M.C3.BCnchner_Oktoberfest_1980

  • W
    Wolfgang

    Anmerkung zur objektiven Gemeinsamkeit von BRD-Staatssicherheit und Faschisten:

     

    Die Gemeinsamkeit ist der (mörderische) "Hass gegen Links", ist der Antikommunismus, der (verdeckte weltweite) "Krieg" gegen bürgerliche Demokraten und Kommunisten (Antifaschisten), gegen Gegner [der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen] der nationalen und internationalen herrschenden Finanz- und Monopolbourgeoisien.

     

    Diese objektive Wahrheit und Realität wird auch weiterhin in der Mehrzahl aller Medien von den (dafür bezahlten) bürgerlichen Ideologen des Kapitals erfolgreich geleugnet!

  • ?????

    verlorenes vertrauen???

     

    konnte man nicht schon immer darauf vertrauen, dass die ämter zur bewahrung auch unbeliebter und restriktiver strukturen da waren/sind.

  • E
    EuroTanic

    "Woran erkennt man deutsche Terroristen? Am Gehaltscheck vom Verfassungsschutz." (frei nach Volker Pispers)

  • L
    Linguist

    Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem "V-Mann" und einem "inoffiziellen Mitarbeiter"?.

  • JR
    J. R.

    Die Bildauswahl zum Artikel lässt doch sehr zu wünschen übrig. Die oft wiederholte aber doch nie richtig gewesene Gleichsetzung von Skinheads und Neonazis passt eher zu Käseblättern wie dem Spiegel als zur taz. Die Tatsache, dass im NSU und dessen Unterstützerkreises durchaus der ein oder andere Kurzgeschorene Unterschlupf fand, ist nun wirklich kein Grund, billige Effekte aus der Mottenkiste des Boulevardjournalismus zu holen.

  • TS
    Thomas Sch.

    Die im Artikel vorherrschende Sichtweise finde ich erstaunlich. Wenn wir Spitzel in allerlei mögliche verbrecherischen Organisationen einschleusen können oder Mitglieder in solchen Gruppen dem Staatsschutz daraus berichten, ist das doch ein Riesenvorteil für uns alle. Im obigen Bericht und vielen Medien wird immer so getan, als ob der Verfassungsschutz der Urhebeber illegaler Aktionen sei, bzw. erst durch den VS die illegalen Vorgänge entstünden. Das ist absurd und eine Verdrehung von Ursache und Wirkung. Natürlich müssen Sie einem Spitzel Geld geben oder sonstwie belohnen. Aus Liebe zum Vaterland wird es heutzutage nicht mehr machen, aber daraus zu schließen, daß durch dieses Geld des Spitzels erst die Illegalität der Verbrecherorganisation entsteht, ist absurd. Ebenso könnte man ja Polizisten, die kinderpornografisches Material beschlagnahmen des Besitzes ebensolchen Materiales anklagen. Da sie es ja beschlagnahmt haben, befindet es sich -zumindest bis zum Transport zur Staatsanwaltschaft- ja bei Ihnen. Was ist das denn für eine Rechtsauffassung ? Der Spitzel muß sich doch für seine Gesinnungsgenossen unauffällig in der Gruppe bewegen können. D.h., er wird bei illegalen Aktionen dabeisein müssen. Sonst kann er sie ja auch nicht bezeugen. Aber man kann doch jetzt nicht so tun, als hätte der VS die illegale Aktion selber gestartet. Es erhebt sich natürlich die Frage, ab wann der VS die Polizei informieren muß, um eingreifenzulassen. Schwere Verbrechen müssen natürlich unbedingt verhindert werden. Darüber kann man sich auch geflissentlich streiten. Nur, wenn ich mir jetzt vorstelle, ich würde dem VS aus einer NAZI-Organisation berichten und ich müßte jetzt Angst haben, daß meine Tätigkeit ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird, weil Herr Edathy -so scheint es- zu dumm ist, meinen Spitzeltätigkeit von echter Kriminalität zu unterscheiden, dann bringt er mich und meine Familie in eine riesige Gefahr. Nur weil irgendein Provinzausschuß meint, alle Klarnamen haben zu wollen, wird mein Leben auf´s Spiel gesetzt ! Mein lieber Herr Gesangsverein ! Ich traue doch Politikern nicht zu, die Kenntntis meines Namens, der dann in x-vielen Akten steht, geheimhaltenzukönnen. Das dauert vierzehn Tage, dann steht Monitor oder Frontal 21 vor meiner Tür. Wenn mich nicht zwischenzeitlich schon ein Mordkommando meiner Ex-Organisation erledigt hat.