Deal von Trump und Xi: Die Sojabauern atmen auf
China kauft wieder Sojabohnen aus den USA. Für die gebeutelte US-Landwirtschaft ist das wichtig, doch nicht alle Betriebe profitieren rechtzeitig.
taz | Der schweldende Handelskonflikt zwischen den USA und China hat vor allem amerikanische Landwirte schwer getroffen. US-Präsident Donald Trump gelobte nach einem persönlichen Treffen mit seinem chinesischen Gegenüber Xi Jinping in Südkorea am Donnerstag Besserung. So soll China nach Monaten endlich wieder amerikanische Sojabohnen kaufen. Für manche Landwirte kommt diese Nachricht jedoch zu spät. Andere wiederum sind skeptisch, ob China diese Versprechen wirklich einhalten wird.
„Für mich ist dies zu wenig, zu spät“, sagte die Bäuerin Sarah Degn gegenüber der taz. Degn, die in vierter Generation einen Landwirtschaftsbetrieb im US-Bundesstaat Montana betreibt, musste ihre Sojabohnen in diesem Jahr unter Marktwert verkaufen. Sie hatte keine Möglichkeit, die Bohnen so lange zu lagern, bis sich die Preise wieder erholen.
„Ich habe wahrscheinlich 40.000 Dollar weniger verdient als ich ursprünglich erwartet hatte, weil der Preis so stark gesunken ist“, erklärte sie. Für Landwirte wie Degn ist 2025 ein Jahr zum Vergessen. Laut einer Analyse des Center for Strategic and International Studies werden amerikanische Soja-Bauern aufgrund des Handelskonflikts mit China in diesem Jahr mit Einbußen von 5,7 Milliarden Dollar rechnen müssen.
Sojabohnen waren im vergangenen Jahr, gemessen am Wert, mit 12,6 Millionen Dollar das größte amerikanische Exportprodukt in die Volksrepublik. Mehr als die Hälfte aller US-Sojabohnenexporte ging im vergangenen Jahr nach China. In diesem Erntejahr, das offiziell am 1. September begann, hat China bislang noch kein einziges Buschel Sojabohnen gekauft.
Laut der US-Regierung soll sich dies nun ändern. „Unsere Bauern werden sehr froh sein!“, schrieb Trump in einem Truth Social Post nach seinem Treffen mit Xi. Der amerikanische Finanzminister Scott Bessent verkündete im Verlauf des Donnerstags dann noch weitere Details. China habe sich dazu bereit erklärt, bis Ende Januar 12 Millionen Tonnen Sojabohnen aus den USA zu importieren.
Mehr Planungssicherheit für die Landwirte
Im vergangenen Jahr importierte das Land noch 22,5 Millionen Tonnen. Sollte China diese Vereinbarungen einhalten, dann wäre dies eine willkommene Nachricht für amerikanische Soja-Bauern. Noch wichtiger für die Landwirte ist allerdings Planungssicherheit, und diese soll zumindest für die nächsten drei Jahre gewährleistet sein. Laut Bessent werde China nämlich während der nächsten drei Jahre jährlich 25 Millionen Tonnen an Sojabohnen aus den USA importieren.
US-Landwirtschaftsverbände begrüßten diese und andere Handelsvereinbarungen, die Trump während seiner Asienreise getroffen hatte. „Die Erschließung von weiteren Märkten und die Wiederaufnahme der Käufe durch China werden den Landwirten, die ums Überleben kämpfen, etwas Sicherheit geben“, sagte Zippy Duvall, Präsident des American Farm Bureau Federation, in einer Stellungnahme.
Degn, die 2019 den Landwirtschaftsbetrieb ihrer Eltern übernahm, wird trotzdem bei der Aussaht für das kommende Jahr Veränderungen vornehmen. „Weniger Sojabohnen und dafür mehr Weizen und Mais. Ich habe keine Ahnung, was im kommenden Herbst wirklich passieren wird“, sagt sie.
Landwirtschaftsbetriebe kämpfen seit Jahren mit immer höheren Kosten und sinkenden Erträgen. Auch Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Dürren machen der Agrarindustrie zu schaffen. Und dann kam in diesem Jahr auch noch die Zollpolitik der neuen US-Regierung hinzu. „Ich muss mir wohl bald eine Teilzeit-Stelle in der Stadt besorgen, um mir die steigenden Krankenversicherungs- und Betriebskosten überhaupt leisten zu können“, sagte Degn.
Landwirte leiden unter US-Handelspolitik
Die US-Regierung plant auch deshalb seit längerem ein Hilfspaket von bis zu zwölf Milliarden Dollar für Landwirte. Dieses Paket soll nach dem Ende des anhaltenden Regierungs-Shutdowns so schnell wie möglich verabschiedet werden. Degn würde die staatliche Förderung begrüßen, da sie bis zum Jahresende noch mehrere Rechnungen zu begleichen hat. Allerdings hat sie nur wenig Vertrauen in die Politiker:innen in Washington.
„Bis es so weit ist, werde ich mir entweder mehr Geld von meiner Bank leihen, viele Dinge mit der Kreditkarte bezahlen oder einen Weg finden müssen, um die Rechnungen später zu begleichen. Wahrscheinlich werde ich am Ende jede Menge Zinsen auf Kredite zahlen, die ich für den Kauf von Saatgut aufnehmen muss – ich rechne mit Zinsen im Wert von 40.000 Dollar“
Bereits in Trumps erster Amtszeit haben Landwirte unter Trumps Handelspolitik gelitten, auch damals brauchte es ein Hilfspaket. Und trotzdem stimmten die Menschen in ländlichen, von der Landwirtschaft dominierten Wahlbezirken übermäßig für dessen Wiederwahl im vergangenen November. Iowa-Landwirt Josh Manske bestätigte gegenüber der taz, dass immer mehr Landwirte sich von Trump abwenden. „Der Großteil steht jedoch weiter fest hinter ihrem Präsidenten“.
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