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Dax bald ohne Karstadt

■ Karstadt-Chef: Wir haben beim Personalabbau übertrieben

Frankfurt (rtr/dpa) – Die hundert größten deutschen Aktiengesellschaften haben morgen eine Art TÜV-Termin. Der Vorstand der Deutschen Börse prüft, ob die beiden Kursbarometer Dax und MDax (der Dax für die mittelgroßen Firmen) noch richtig zusammengesetzt sind. Durchfallen könnte bei der Prüfung der Warenhauskonzern Karstadt.

Die Auswahlkriterien, welche Firmen in den Deutschen Aktienindex Dax aufgenommen werden, sind die Börsenumsätze in den vergangenen zwölf Monaten und die Marktkapitalisierung, das heißt der Börsenwert eines Unternehmens. Die Marktkapitalisierung berechnet sich aus dem Kurswert der Aktie, multipliziert mit der Anzahl der gehandelten Aktien des betreffenden Unternehmens. Nach der jüngsten Rangliste der Börse müßte Karstadt nach diesen Kriterien aus dem Dax fallen und adidas dafür hereinkommen. Adidas ist erst im November 1995 an die Börse gegangen.

Die rechnerischen Kriterien sind für die Börse aber nur Kann- Bestimmungen. Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die eine Rolle spielen: Die Tatsache, daß der Konsumsektor an der Börse vergleichsweise schwach vertreten ist, hat Karstadt nach Angaben von Experten bisher vor einem Abstieg aus dem Dax der 30 Top-Werte in den MDax für die 70 mittelschweren Aktien bewahrt. Ein weiteres Kriterium soll künftig nach Angaben von Börsenchef Werner Seifert die Akzeptanz des börseneigenen Kodex gegen feindliche Übernahmen sein. Von den 100 Dax- und MDax-Unternehmen haben laut Börse bisher 61 diesen Kodex anerkannt.

Da viele Investmentfonds in ihren Portfolios den Dax oder MDax nachbilden, das heißt die Aktien der Dax-Unternehmen kaufen, ist es für die Unternehmen wichtig, ob und in welchen Index sie einfließen. So löste die Veröffentlichung der Rangliste der Börse Anfang Juli einen Run auf die adidas-Aktien aus. Der Sportartikelhersteller liegt nach Marktkapitalisierung auf Rang 27 und nach Umsatz auf Platz 29. Umgekehrt verkauften viele Investoren ihre Karstadt-Bestände, da Karstadt nur noch auf den Rängen 34 (Umsatz) und 44 (Marktkapitalisierung) landete.

Karstadt-Chef Walter Deuss räumte unterdessen in einem Interview ein, daß der Kurs der Karstadt-Aktie sinken könnte, wenn der Konzern aus der Dax-Liste herausfiele. „Wir haben den Personalabbau in der Vergangenheit teilweise übertrieben“, sagte er und kündigte an, Beratung und Bedienung in den Kaufhäusern wieder zu verstärken. Zudem will Karstadt das Sortiment neu ordnen und insbesondere Bekleidung „ganz neu inszenieren“.

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