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■ DauerständerDas „Tutti Frutti“ des neuen Millenniums

„Strip!“, Montag, 22.45 Uhr, RTL2

Er freut sich wirklich. Ja, man nimmt es ihm ab. Jürgen Drews freut sich, dass er wieder eine eigene Fernsehshow hat.

Und man muss sich einfach mitfreuen mit einem Mann, der vor Jahresfrist nach Güllen bei Gießen fuhr, um auf der 1200-Jahr-Feier des Ortes sein ebenso altes Lied vom „Bett im Kornfeld“ zu singen – nur leider ein Jahr zu früh. Wie sich bei derAnkunft herausstellte, war das Dorfjubiläum erst ein Jahr später.

Jetzt wäre Güllen bereit, doch „Onkel Jürgen“ hat derlei Getingel im Moment nicht nötig. Schließlich hat er beim Ästhetik-Sender RTL2 endlich eine überregionale Bühne bekommen. Geschafft hat er es mit bewundernswerter Penetranz und hemmungslosem Exhibitionismus.

Mal streute er das Gerücht, sein Arsch sei geliftet, nur um in Wort und Bild das Gegenteil beweisen zu können. Mal flog er nach Las Vegas, um eine Nachtklubsängerin öffentlich zu betatschen. Vor allem aber verkündete er bei jeder Gelegenheit (und Bild druckte es stets gern), dass er auch mit 51 täglich Sex mit seiner halb so alten Gattin habe.

Diese Gattin heißt Ramona und kann nicht sprechen. Aber das macht nichts, dafür hat sie einen riesigen Busen – weshalb sie auch mitmachen darf bei Drews' neuer Show. In dieser Neuauflage der legendären RTL-Stripshow „Tutti Frutti“ gibt es zwei Rateteams, die „freche Fragen“ zu „frivolen Filmen“ und „flotten Fünfern“ beantworten müssen.

Einer der Kandidaten ist Gynäkologe („stimmt wirklich“) und damit prädestiniert, das Ziel der Sendung zu erklären: Priapismus. „Das heißt Dauerektion“ –und soll sich beim Zuschauer dadurch einstellen, dass sich die weiblichen Stripperinnen ganz ausziehen. Das hatte Hugo Egon Balder bei „Tutti Frutti“ noch nicht. Erst recht nicht eine Ehefrau, die als „charmante Assistentin“ stumm grinsend Gegenstände hereinträgt, die zu ihr passen und von den Kandidaten ertastet werden. „Silikonkissen?“ „Jaa, richtig!“ Drews freut sich und freut sich. Lukas Wallraff

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