Datenschutzbedenken bei Schüler-Tablets: Eine Lektion in Sachen Datenschutz
Berlins Datenschutzbeauftragte hat Bedenken bei der geplanten Anschaffung Tausender Schüler-Tablets. 15 Millionen Euro für 2023 eingeplant.
Dabei wurde klar: Die geplante Anschaffung mobiler Endgeräte für Schüler*innen ist mindestens unsicher. 15 Millionen Euro seien dafür im Landeshaushalt für 2023 bereits eingestellt, sagte Bildungsstaatssekretär Aziz Bozkurt (SPD). Zunächst sollen zwei bis maximal vier Jahrgänge der Sekundarstufe I, also den jetzigen Klassen 7 bis 10, damit ausgerüstet werden.
Man habe mit dieser Altersgruppe angefangen, weil es dort einen „hohen Bedarf an binnendifferenziertem Lernen“ gebe, so Bozkurt. Zudem sei in der Altersgruppe das Thema digitale Medien extrem wichtig – und auch, wie man den Umgang damit lernt. Es gehe um nichts weniger als „die bessere Vorbereitung auf das Leben nach der Schule.“
Finanzverwaltung prüft die Ausschreibung
Wie weit das Geld dafür genau reicht, will man sehen, wenn die Wirtschaftlichkeitsprüfung der Ausschreibung durch die Finanzverwaltung abgeschlossen sei. Das soll laut Bozkurt bis Mitte Dezember so weit sein.
Doch auch wenn die Finanzverwaltung grünes Licht gibt: Die Datenschutzbeaufragte tut das nicht. „Es müssen mindestens Risiken geprüft und diese dann möglichst minimiert werden“, sagte Kamps. Sie wünsche sich eine „Einbindung“ ihrer Behörde durch die Bildungsverwaltung.
Ein grundsätzliches Risiko sieht die Datenschutzchefin insbesondere darin, dass „Tablets aller Hersteller grundsätzlich telemetrische Daten ihrer Nutzer auswerten“. Das sind Rohdaten zum Beispiel über das Nutzungsverwalten der Kund*innen. Das seien „Abhängigkeiten, die man bei den großen Herstellern eingeht“, über die man sich zumindest bewusst sein müsse, so Kamps.
Nach dem Auftritt der Datenschützerin im Bildungsausschuss setzen nun auch die Parlamentarier*innen noch ein großes Fragezeichen hinter die Schüler*innen-Tablets. „Es fehlt eine Folgenabschätzung“, findet der schulpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Louis Krüger.
Natürlich wolle man der digitalen Bildung keine Steine in den Weg legen. „Aber das ist ja gerade beim Datenschutz immer auch ein Abwägungsprozess.“ Krüger ist sich sicher, dass die Ausschreibung jedenfalls „so nicht durch den Hauptausschuss gehen wird“. Der muss die Tablets auch noch genehmigen.
Kamps sagte: „Wir wünschen uns, dass wir frühzeitig und institutionalisiert eingebunden werden – und nicht erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche