Datendiebstahl bei 500 Millionen Nutzern: Kein Juhu für User von Yahoo
Bei einer internen Überprüfung wurde der riesige Datendiebstahl entdeckt. Kreditkartendaten sollen nicht betroffen sein. Das FBI ist eingeschaltet.
Yahoo machte staatlich unterstütze Hacker für den Datenattacke verantwortlich. Einen konkreten Staat nannte das Unternehmen indes nicht. Bei ähnlichen Cyberangriffen in den USA wurden mit dieser Formulierung chinesische und russische Hackergruppen bezeichnet.
Das FBI ist informiert. Die US-Bundespolizei nehme solche Fälle sehr ernst und werde Hergang und Urheber der Hackerangriffe ermitteln, teilte das FBI am Abend mit. Nach Angaben von Yahoo sind noch andere Sicherheitsbehörden an der Untersuchung beteiligt.
Warum der Internetpionier so lange brauchte, um dem Datenraub auf die Spur zu kommen, ließ er offen. Auch wie das Leck bei firmeninternen Untersuchungen auffiel, wollte Yahoo mit Verweis auf Sicherheitsgründe nicht sagen. Zum Zeitpunkt des Diebstahls stand der in der Branche geschätzte Manager Alex Stamos an der Spitze des Internetsicherheitsteams. Im vergangenen Jahr verließ er den Konzern für eine ähnliche Aufgabe bei Facebook.
Berichte über einen großangelegten Diebstahl von Daten bei Yahoo hatte es bereits im August gegeben. Die Tech-Webseite Motherboard hatte damals berichtet, dass ein Hacker mit den Namen „Peace“ im Internet die Daten von 200 Millionen Yahoo-Nutzern verkaufen wollte. Das Unternehmen hatte sich aber bis zum Donnerstag nicht dazu geäußert. Nutzern empfahl Yahoo nun, ihre Passwörter zu ändern, sollten sie das seit 2014 nicht getan haben. Es gebe keinen Hinweis, dass die Hacker nach wie vor im Yahoo-System seien.
„Eine schockierende Zahl“
Die Enthüllung könnte auch Auswirkungen auf die vor zwei Monaten verkündete Übernahme des Online-Geschäfts von Yahoo durch den US-Telekomkonzern Verizon haben. Diese soll bis Anfang kommenden Jahres abgeschlossen sein und ein Volumen von rund 4,8 Milliarden Dollar haben. Verizon könnte nun theoretisch neue Übernahmebedingungen aushandeln oder sich möglicherweise ganz aus dem Geschäft zurückziehen.
In einer Stellungnahme erklärte die Telekommunikationsfirma, sie wisse noch nicht genug über den Angriff auf Yahoo. Im weiteren Verlauf der Untersuchung werde es eine Neubewertung geben, die die Interessen von Verizon, seiner Kunden und seiner Aktionäre berücksichtige, hieß es.
Der Datenraub könnte den ohnehin angeschlagenen Yahoo-Konzern teuer zu stehen kommen. Denn noch nie seien bei einem einzigen E-Mail-Anbieter so viele Konten kompromittiert worden, sagte die Analystin Avivah Litan von der Technologieforschungsfirma Gartner Inc. „Das ist eine schockierende Zahl. Das ist eine ziemlich große Sache, die sie wahrscheinlich Millionen von Dollar kosten wird. Regulierungsbehörden und Anwälte werden ihre Freude daran haben.“
Yahoo hat nach eigenen Angaben monatlich mehr als eine Milliarde Nutzer. Im Juli griffen 161 Millionen Menschen weltweit auf ihren Privatrechnern auf ein E-Mail-Konto des Konzerns zurück – und damit 30 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum 2014, wie aus jüngsten Daten des Forschungsinstituts comScore hervorgeht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt