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Das war auchÖlhunger im Wattenmeer

Die Regierung hatte vor drei Jahren 98 Schadensfälle aufgelistet, die durch Erdölförderung entstanden waren

Will die Ölbohrfirma Wintershall DEA einen Preis für nachhaltige Ölförderung gewinnen? Klimafreundlich geht, wie jede „Fridays for Future“-Aktivistin weiß, am besten, indem man Transportwege kurz hält. Bestimmt ist das der Grund, warum die DEA ihr Bohr-Business auf der Ölplattform Mittelplate im heimischen Wattenmeer weiter ausbauen will. Besser auf das Öl vor der Haustür setzen, wird sie sich gedacht haben, als es umständlich aus dem Nahen Osten zu importieren.

Die Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager war über dieses Anliegen gar nicht glücklich. Der Sprecher der Initiative, Reinhard Knof, und seine Mitstreiter kämpfen vehement gegen neue Ölbohrungen im Wattenmeer und schrieben am vergangenen Dienstag einen offenen Brief an den grünen Umweltminister Jan Philipp Albrecht.

Der Minister solle die Ölförderung verbieten. Zum einen sei die Bohrinsel Mittelplate angesichts häufiger Extremwetterlagen nicht sicher genug. Das Bauwerk war 2007 schon einmal akut gefährdet und musste kurzfristig stabilisiert werden. Zum hatte die Landesregierung vor drei Jahren 98 Schadensfälle aufgelistet, die durch die bisherige Erdölförderung entstanden waren. Für fast alle sei die DEA verantwortlich gewesen, so die Bürgerinitiative.

Und als ob das noch nicht reichen würde, um neue Bohrungen abzulehnen, gebe es in einer Tiefe von 2.000 Metern noch das Risiko eines Blow-outs. Hinter diesem harmlosen Wort verbirgt sich eine reale Gefahr: das unkontrollierte Ausströmen von Öl oder Gas aus dem Bohrloch. Nach Angaben der Initiative gab es zwischen 1980 und 2014 allein 84 Vorfälle in der britischen und norwegischen Nordsee. Der letzte Blow-out im Wattenmeer war 2012. Die entstandenen Schäden seien teilweise bis heute nicht beseitigt worden.

Auf Anfrage der taz sagt Umweltminister Albrecht, dass er das Vorhaben für mehr als bedenklich halte. Er persönlich lehne jede neue Förderung von Öl im Watt ab.

Die Entscheidung liege allerdings letztlich beim Landesamt für Bergbau in Hannover, sagt Albrecht. Unter dessen Aufsicht stehen neben Niedersachsen auch Bremen, Hamburg – und Schleswig-Holstein. Sophie Hansen

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