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Das wär's doch! -betr.: "Sozialdemokraten für Schwarz-Grün", taz vom 10.4.1995

Betr.: „Sozialdemokraten für Schwarz-Grün“, 10.4.95

Lieber Florian Marten – und vor allem liebe noch sehr aktive Partei-Verwaltungs- und Parlamentssozis und handverlesene akademische SPD-Elite, lieber Ole von Beust (einige andere CDU'ler stelle ich mir lieber jetzt nicht vor, weil man dann doch ins Grübeln kommen müßte), liebe grüne Vordenker,

das wär's doch: eine schwarz-grüne Anti-Filz-Koalition zerschlüge gleich mehrere Knoten des Hamburger Politik-Stillstandes: Zum Beispiel sähe sich die verfilzte Verwaltung neuer, belebender und zumindest für den Anfang sachorientierter Konkurrenz ausgesetzt, über Stadtentwicklung und Verkehrspolitik würde wieder gestritten und nicht nur gemauschelt, und der Haushalt könnte ohne 1.000 Klientelinteressen unter dem Gesichtspunkt „Die Krise als Chance“ durchforstet werden.

Über den Anti-Filz-Effekt hinaus darf man Schwarz-grün in Hamburg nicht allzusehr überfrachten. Trotzdem verlangt sie von beiden beteiligten Parteien und Wählergruppen viel. Aber es steht auch sehr viel auf dem Spiel. Die Alternative kennen die Bürger und Bürgerinnen seit Rot-Grau 1994: konservativer Stillstand.

Selbst Rot-Grün als Verdoppelung der besten sozialdemokratischen Ansätze verspricht nur das Aufsagen alter Konzepte und gestige Bequemlichkeit. Es sei denn, es geschähe ein rot-grünes Wunder. Zu Ostern ist man ja geneigt, an Wunder zu glauben. Aber von österlicher Qualität müßte es denn schon sein.

Peter Schwanewilms, Bürger der Freien und Hansestadt Hamburg

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