: Das wäre ungerecht
■ betr.: „Bei ihr wäre uns jeder An laß recht“ von Michael Sonthei mer, taz vom 14.1.94
Ja, Irmgard hat mal wieder zugeschlagen, mit gewohnter Verve schwingt sie die Abrißbirne, diesmal in Bonn, und damit es keine Mißverständnisse gibt, sagt sie schon vorher, daß sie es nicht gewesen sein wird. Die Bundesbaudirektion ist es diesmal, klare Sache, Saubermann Seehofer hat es vorgeturnt: er lynchte das Bundesgesundheitsamt.
Rücktritt? Wer das fordert, verkennt die fatale Bonner Politik. Wieso sitzen dann Rühe, Schäuble, Kanther, Merkel, Leutheusser- Schnarrenberger e tutti quanti noch auf ihren Sesseln? Das wäre doch ungerecht.
Versagen, Proporz, Raff und Gier, das sind nun mal die Merkmale dieser Kohl-Ägide, nach dem Motto: rette sich wer kann und stopf dir vorher noch die Taschen voll. Integrität, Können und Sachverstand sind in Deutschland (wie überall) nicht die Garanten von Erfolg, Popularität und Dauermacht, nein, ganz im Gegenteil. Aber das ist doch seit langem klar. Niemand glaubt doch allen Ernstes, daß die BRD oder dieser Globus noch zu retten ist. Das Volk nicht, weshalb es nur noch konsumieren, verdrängen und genießen will, und die Regierungen auch nicht, weil sich Macht pekuniär nun mal besser rechnet als Bescheidenheit. Rücktritt? Wozu? Das klingt ja, als gäbe es eine Alternative. Gibt es aber nicht. Oder sieht jemand eine? Thorsten Casmir,
Griesheim/Hess.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen