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„Das versaut die Stadt“

Seit zehn Jahren ist Stimmann Senatsbaudirektor. Er steht für Tabubrüche, schwarze Listen und verbale Entgleisungen

Hans Stimmann, Senatsbaudirektor im Range eines Staatssekretärs, ist seit seiner Ernennung 1991 das Enfant terrible im Senat gewesen. Schon mit Beginn der „Kritischen Rekonstruktion“ in der Friedrichstadt setzte der gebürtige Lübecker auf ein Netzwerk von Architekten und Planern, das in den Feuilletons bald als „Berliner Kartell“ und „Architektenmafia“ bekannt wurde.

Wer nicht so baute, wie Stimmann es wollte, geriet auf so genannte „schwarze Listen“, wie es schon 1994 Hardt Walther-Hämer, der ehemalige Chef der Internationalen Bauausstellung (Altbau-IBA), formulierte. Die Reihe der international renommierten Architekten, die Stimmanns Kartell verbannte, ist lang. Sie reicht von der irakischen Dekonstruktivistin Zaha Hadid bis zum Londoner Architekt des Pariser Centre Pompidou, Richard Rogers.

Der bekannteste Fall des Stimmann’schen Bannfluchs ist allerdings der Architekt Daniel Libeskind. Noch nachdem Libeskind bereits den weltweit Aufsehen erregenden Entwurf des Jüdischen Museums vorgelegt hatte, beschwerte er sich 1994 über die „Atmosphäre in Berlin“, die sich in den letzten zwei Jahren „dramatisch verschlechtert“ habe. Kurz darauf verließ Libeskind für mehrere Jahre Berlin in Richtung Los Angeles.

Aber auch sonst machte sich Stimmann nicht gerade Freunde. Als 1997 erstmals über soziale Brennpunkte und Kriminalität diskutiert wurde, platzte er mit der ihm eigenen Verve in die Debatte. Im Zusammenhang mit der Diskussion um das Neue Kreuzberger Zentrum (NKZ) an der Admiralstraße sagte der Senatsbaudirektor: „Das ist ein Tabuthema, aber vielleicht sollte man das NKZ in der Tat abreißen, das versaut die Stadt. Das ist ein sozialer Brennpunkt.“

Seit der Vorlage des Planwerks Innenstadt schließlich kämpft Stimmann vornehmlich gegen die Hinterlassenschaften des DDR-Städtebaus. Alle Versuche, die Gebäude, wie nun die Rathauspassagen, einer neuen Nutzung zuzuführen, versucht Stimmann mit Regelmäßigkeit zu verhindern. UWE RADA

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