: Das schmutzige Geschäft blüht auch nebenan
■ Unter Thailands Sonne wird es Kindersextouristen allmählich zu heiß
Knapp 800.000 minderjährige Mädchen und Jungen verkaufen in Thailand ihre Körper in Bordellen oder Hotels. In den meisten Fällen werden sie dazu gezwungen, oftmals drückt die Polizei ein Auge zu, Freier und Zuhälter zahlen Schmiergelder. Doch damit soll jetzt Schluß sein im „Land des Lächelns“. Den mißbrauchten Kindern soll geholfen werden, Kinderhändler und Päderasten sollen hinter Schloß und Riegel.
Anfang 1996 wurde in Khon Kaen in Zentralthailand der 47jährige Brite Dennis J. zu 40 Jahren Haft verurteilt, in Bangkok vor einem Monat der 36jährige Deutsche Karl Heinz N. zu 43 Jahren, und für den 57jährigen Norbert V. aus Berlin sind die Aussichten nicht viel rosiger. Die beiden Deutschen sind zwei von mehr als 3.000 deutschen Kindersextouristen, von denen die meisten immer noch nach Thailand fliegen. Doch dort dürfte ihnen das Pflaster zu heiß geworden sein – sie weichen auf die Nachbarländer aus.
Vietnam und Kambodscha strengen sich in wirtschaftlicher Hinsicht mächtig an, den Anschluß an Thailand zu finden. Und das schließt das Geschäft mit dem Sextourismus ein. Der 31jährige Kanadier Bill lebt seit sechs Jahren als Englischlehrer in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh. Wer sich auskenne in der Stadt, sagt er, könne nicht übersehen, daß sich im Rotlichtbezirk zunehmend Kinder prostituieren. Mehr als 3.000 sollen es bereits sein. In Ho-Chi-Minh- Stadt, der größten Stadt Vietnams, soll es nach Angaben des vietnamesischen Kinderschutzkomitees etwa 5.000 Kinderprostituierte geben. Und an der gemeinsamen Grenze dieser Länder blühe der Handel.
Da die Regierungen nicht gern gegen die Kindersextouristen vorgehen, versuchen sie die Kinder einzusammeln und in Erziehungslager zu stecken. Doch solche „Säuberungsprogramme“ fruchten nicht. Auch nicht in Laos, wo die kommunistische Regierung schon in den siebziger Jahren weniger als 100 Kilometer von der Hauptstadt Vientiane entfernt eine „Mädchen-“ und „Jungeninsel“ (Done Nang und Done Thav) eingerichtet hat. Seit der erneuten Öffnung der Grenzen in den Neunzigern schnellen die Zahlen auch in Laos wieder in die Höhe. Und noch immer werden viele Kinder ihren Eltern in armen Bergdörfern abgekauft und Zuhältern in Bangkok, Phnom Penh, Ho-Chi-Minh- Stadt oder Vientiane verkauft.
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