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Das rosarote Melodieversprechen

■ Die Monostars und Derrick informieren über den Klang des Lebens in der Idylle

Der Singer/Songwriter hält Melodien für eines der besten Versprechen, die man geben kann. Die Melodie bringt den Grundton des Herzens zum Schwingen. Dieser Grundton informiert über den Klang des Lebens und wie man es leben kann, wenn man sich in ihm, dem Leben und seinen Fragen, einrichtet. Der Singer/Songwriter – mag er über die Jahrzehnte auch immer wieder mal oppositionell eingestellt gewesen sein – hat auf alles einen Song. Tracks, Hip Hop-Stücke oder Lieder, die sich nicht so persönlich an ihre Komponisten und Texter binden, wie sich der Song an den Singer/Songwriter bindet, verweisen ab und zu auf etwas. Sie verweisen auf die Möglichkeit einer Lösung.

Aber ein Stück von einem Singer/Songwriter untermauert die Behauptung, daß die Lösung schon lange da ist. Und diese Lösung ist die eines Lebens, das durchaus nicht nur um sich selber kreisende Hyperaktive (Jazzer) oder fast vernarrte Berufsgutfinder (Techno-Fans) für die Chronik eines gesetzten Lebens mit gesungener Ankündigung halten.

„Das einzige Idyll, daß ich finden kann“, singen dazu passend die Monostars, „ist das, was ich mir selber schaffe“. Natürlich muß dieses Idyll keines sein, in welchem man die rosarote Brille abnehmen kann, weil die Welt durch den Song längst rosarot geworden ist. Die Welt im Kopf des Singer/Songwriters ist besser als jede Welt, die auf absehbare Zeit zu haben ist.

Eine Welt, die sich schon mal „um dieses kleine Café dreht“, in dem die Monostars vorwurfsvoll konstatieren: „Kleidung ist hier Politik.“Die Monostars sind die Verteidiger des richtigen Bewußtseins, wenn sie dazusetzen: „Wir glauben noch an Pop-Musik.“Pop-Musik, die sich nicht über Kleidung und Partys, also zwei der aufregendsten Erfindungen aller Zeiten definert, sondern über eine Marotte des Herzens, den Glauben.

Die Monostars sind Besserwisser, weil sie sich für welche halten. Sie sind Singer/Songwriter, die „an Pop-Musik“glauben, weil sie in diesem Glauben einen Vorsprung vor anderen vermuten. Worin der Vorsprung bestehen soll, sagen sie nicht.

Auf absehbare Zeit sind die Monostars die Band, die sich ihr Recht nicht nehmen, sondern es sich nicht nehmen lassen wollen.

Weniger borniert gibt sich das am selben Abend spielende Trio Derrick. Die Band bewies bei ihren ersten Auftritten, wie man über den Kampf zum Spiel kommt, wenn die Regeln für das Spiel noch nicht bekannt sind. Aber nach Rock klingen wollen. Das verspricht etwas.

Kristof Schreuf

So, 11. Mai, 21 Uhr, Marx

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