: Das "Ei des Kolumbus im Kunstturnen-betr.: "Bänderriß mit Goldmedaille", taz vom 17.9.91
betr.: „Bänderriß mit Goldmedaille“, taz vom 17.9.91
Thomas Schreyer hat das Ei des Kolumbus im Kunstturnen gefunden. Es ist ganz einfach: Gesamteindruck und Ästhetik bestimmen seine Wertungskategorien. Und da zählt nicht die sensationelle, weltmeisterinliche Kür von Gwang Suk Kim, die zu recht mit einer Zehn benotet wurde, weil sie fehlerfrei war, weil Originalität, Perfektion und Risiko gezeigt wurden. Nein! Die Turnerin hatte doch Zahnlücken und nicht das Idealgewicht! Fraulich muß es doch sein! [...]
Wenn es keine leichtgewichtigen Turnerinnen geben darf, sollte man wahrscheinlich auch schwergewichtige Kugelstoßerinnen verbieten. Und vielleicht sollte es auch eine Obergrenze von - na sagen wir — 1,90 Meter für Basket- und Volleyballspieler geben?
Wenn man durch sechsstündiges Training unselbständig und angepaßt wird, wie kommt es dann, daß Svetlana Boginskaja „ihre Meinung sagt und eigene Positionen vertritt“?
Die taz sollte als alternative Zeitung nicht in die allgemeine Turnerschelte einfallen, sondern Augen dafür öffnen, daß der Turnsport in seiner einzigartigen Bewegungsvielfalt kindgerechter ist als Sportarten, in denen es Weltmeisterinnen im gleichen Alter gibt, die stupide Bewegungen klotzen müssen. Claas Clemens, Gütersloh
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