Das kommt: Frauen gibt es nicht
Am Montag wird Joachim Knuth, Groswesir – ähem, nein, stellvertretender Intendant des NDR, um dann im Jahre 2020 Intendant anstelle des Intendanten zu werden: Das ist eine Vorhersage, die keiner prophetischen Fähigkeiten bedarf, denn am Freitag wird der Nachfolger von Lutz Marmor, dem bisherigen Anstaltschef, durch den Rundfunkrat gewählt: Vorgeschlagen hat ihn dafür der Rundfunkrat, als einzigen Bewerber.
Das ist ein wenig traurig, denn normalerweise wäre die NDR-Intendanz doch ein Posten, um den mehrere Menschen konkurrieren könnten, und möglicherweise auch Menschen Interesse zeigen, die nicht ihr gesamtes Berufsleben – Knuth ist 1959 geboren – damit zugebracht haben, die Nomenklaturenleiter des Norddeutschen Rundfunks zu bewältigen, vom einfachen Nachrichtenredakteur Hörfunk zum Sozialpolitik-Redakteur Hörfunk zum Intendantenreferenten zum NDR-Info-Wellenchef bis zum Programmdirektor Hörfunk und nun Vize-Intendanten.
Oder gar Frauen. Immerhin hat ja der NDR schon 2018 den Helga-Stödter-Preis der Handelskammer Hamburg für Mixed Leadership bekommen. Und mit Mixed war nicht gemeint, dass mit Marmor halt mal ein Finanzer aus Köln und mit Knuth jetzt ein gebürtiger Kieler Radiojournalist die Geschicke des Vier-Länder-Senders lenkt. Es ging um den „nachhaltigen“ Einsatz „für ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern in Führungspositionen“. Wobei die Handelskammer Hamburg in Sachen Führungspositionen anerkannt inkompetent ist. Andererseits heißt ausgewogen nicht immer ausgeglichen. Vielleicht sind 38 Prozent Frauen in Führungspositionen ja genug, gerade wenn nur zwei der neun obersten ARD-Chefs weiblich sind, beziehungsweise ab August dann mit Radio Bremen drei: Schließlich würden dann nur noch zwei fehlen und sie wären in der Mehrheit. Wer kann das wollen?
Und selbst wenn: Wenn es einen männlichen Bewerber gibt, für den spricht, dass nichts wirklich gegen ihn spricht, und der schon so lange dabei ist und das Haus auch so gut kennt, dann kann sich ein Verwaltungsrat ja nicht hinstellen und sagen: Eine Frau wäre auch mal ganz schön. Wenn es keine Frau gibt, die für das Amt in Frage kommt, dann kann es keine Frau werden. So einfach ist das. Ohne Frauen stellt sich die Frage der Gleichberechtigung nicht. Und verheiratet ist Knuth schließlich auch.
Benno Schirrmeister
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen