: Das geflohene Kinn
Was versteckt sich in den Video-Botschaften des Ussama Bin Laden?
Die Befürchtung, der US-Regierung, Ussama Bin Ladens Video-Erklärungen könnten versteckte Botschaften an seine Anhänger enthalten, bestätigen sich: Experten der Wahrheit ist es gelungen, den „Sturm des Glaubens“ von Ussama Bin Laden zu analysieren. Wir dokumentieren die geheimen und gefährlichen Subtexte in Auszügen an dieser Stelle.
Der Originaltext:
„Da ist Amerika, von Gott getroffen an einer seiner empfindlichsten Stellen. Seine größten Gebäude wurden zerstört, Gott sei Dank dafür . . . Was Amerika jetzt erfährt, ist unbedeutend im Vergleich zu dem, was wir seit etlichen Jahren erfahren . . . Möge Gott ihnen seinen Zorn zeigen und ihnen geben, was sie verdienen.“
Die Botschaft:
„Ich bin zutiefst getroffen an einer meiner empfindlichsten Stellen: in meinem Geldbeutel (‚Gott’). Denn die Brüder Dheik (die ,größten Gebäude’, zwei sehr dicke Taliban, d. Red.) haben ihre nicht unbedeutenden Wettschulden (‚Amerika’) immer noch nicht bei mir beglichen (‚Gott‘). Sie sollen endlich zahlen! (‚was sie verdienen’).“
Der Originaltext:
„Nach diesem Ereignis, nachdem die Regierungsvertreter in Amerika gesprochen haben, angefangen mit dem Kopf der Ungläubigen weltweit, Bush, und seiner Begleiter, sind sie mit Macht mit ihren Männern angetreten und haben sogar die Länder, die zum Islam gehören, zu diesem Verrat bewogen . . .“
Die Botschaft:
„Ich möchte auch nicht weiter von Bittstellern (,Regierungsvertretern’) belästigt werden, die vorgeben, eine 1a-Terroraktion zu planen (,mit ihren Männern angetreten’), in Wahrheit aber mein Geld verjuxen wollen. Wann hat man schon mal von einer Autoscooter-Schule (‚Bush’) gehört? Es ist schon schwer genug, in diesen Zeiten den Überblick zu behalten (,die Länder, die zum Islam gehören’).“
Der Originaltext:
„Als Menschen am Ende der Welt, in Japan, zu Hunderttausenden getötet wurden, Junge und Alte, wurde das nicht als Kriegsverbrechen betrachtet . . Aber wenn sie dutzende Menschen in Nairobi und Daressalam verlieren, wird Irak angegriffen und Afghanistan angegriffen. Die Heuchelei stand mit ganzer Macht hinter dem Kopf der Ungläubigen weltweit, hinter den Feiglingen dieses Zeitalters, Amerika und denen, die auf dessen Seite sind.“
Die Botschaft:
„Es geht mir gut in China (,Japan’), aber ich fühle mich sehr merkwürdig ohne meinen Bart (,Kriegsverbrechen’). Meine Getreuen behaupten zwar, ich sähe sehr gut aus, aber ich weiß genau, wie unvorteilhaft mein fliehendes Kinn wirkt (,Heuchelei mit ganzer Macht’). Trotz allem bin ich sehr froh, mir nicht mehr die Vorträge der Taliban-Anführer (‚Feiglinge dieses Zeitalters’) anhören zu müssen. Manchmal wünsche ich mir mein altes Millionärsleben zurück; es war schön damals in den Nachtclubs, die wilden Parties, der Alkohol . . . (,weltweit’).
Der Originaltext:
„Diese Ereignisse haben die ganze Welt in zwei Lager geteilt: das Lager der Gläubigen und das Lager der Ungläubigen . . . Der Sturm des Glaubens ist gekommen.“
Die Botschaft:
„Leider müssen die Trainingscamps bis auf Weiteres geschlossen bleiben (,zwei Lager’). Bis zur Wiedereröffnung empfehle ich allen Teilnehmern täglich eine Stunde Dauerlauf, um die Kondition (,Sturm des Glaubens’) zu wahren. Da die Technik hier in China (‚Ungläubige‘) nicht auf dem neuesten Stand ist, werde ich mich demnächst nicht auf Video (‚Gläubige‘), sondern per SMS-Botschaft melden. Das wird natürlich etwas schwieriger zu entschlüsseln sein . . .“
ANALYSIERT VON
CAROLA RÖNNEBURG
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen