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Das abgeschmackteste Verbrechen der Welt

 Schweden hat schon viel Ödnis über die Welt gebracht: Ikea-Möbel und ihre kryptischen Piktogramme; semmelblonde Tennis-Hampel wie Stefan Edberg; grässliche Sozialarbeiterlatschen und andere Designverbrechen – aber das Abgeschmackteste, was diese sonderbare Nation der zivilisierten Welt angetan hat, war ohne Zweifel Abba. Statt sich nun still der multiplen ästhetischen Untaten des Quartetts zu schämen, rührt man im Nordiska Museet von Stockholm das alte Elend mit einer Abba-Sonderausstellung (oder wie der Schwede sagt einer „Utställningen“) wieder auf. Seit Ende letzten Jahres ist die Ausstellung zu sehen, und sie verspricht der größte Renner in der Geschichte des Museums zu werden.

 Einer der (einstmals) schönsten Räume des Hauses wurde ganz in Blau und Silber als „Disco-Kathedrale“ ausgestattet – schon bei der bloßen Vorstellung dreht sich einem der Magen um! Instrumente, Platten und die gruseligen Glitterkostüme der vier Milchbrötchen sind hier zu sehen, ferner „Bennys riesiger Synthesizer“, „Björns schneeweiße Gitarre in Sternform“ und die gewaltigen Plateaustiefel. Besucher können im Restaurant 70er-Jahre-Menüs essen; es darf nach Abba-Musik, die einen pausenlos bedröhnt, getanzt werden; und um das Elend richtig abzurunden, können Besucher Abba-Karaoke singen.

 Natürlich hat das Museum auch eine Internetseite, und da harte Abba-Fans ohnehin nicht zu retten sind, sei die Adresse verraten: www.nordm.se. Die Band, so eine Museumssprecherin, habe die Menschen durch die Jahre begleitet und finde noch heute ihre Fans sowohl unter Zehnjährigen als auch unter denen, die 1974 zehn Jahre alt waren. Und vor allem, so dürfen wir ergänzen, unter jenen, die lebenslang zehn Jahre alt bleiben. Klaus Nothnagel

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