Das Wetter: Holler satt (1):
Der alte Franz war ein Gärtner, gemeißelt aus dem „Lehrbuch der Professionen“ (Konstanz, 1895). Eine leichte Buckeligkeit zeichnete ihn aus, doch nicht zu viel von ihr, denn schließlich war der alte Franz Gärtner und musste die Zierschonungen seiner Herrin in regelmäßigen Abständen inspizieren. Selbstverständlich musste er sie auch ordnungsgemäß zurückschneiden, denn er war ja Gärtner. Bei dieser vertraglich geregelten Aufgabe geriet der alte Franz stets in eine Fehde mit dem Förster der Nutzschonungen, die sich in östlicher Richtung den Zierschonungen anschlossen. Im abgelaufenen Quartal drehte und angelte sich der Streit zuletzt um die über und über blühenden Hollerbüsche, die sich exakt an der Grenze der beiden Schonungen befanden. Der alte Franz, hurtig, wie er trotz der leichten Buckeligkeit war, hatte den Holler bis auf die Wurzeln getrimmt und sämtliche Blütenköpfe in seine Gärtner-Pantry geschleppt. Nun drangen die Flüche des Försters bis an Töpfe und Pfannen des alten Franz, der dort wie jedes Jahr und mit Hilfe von sehr viel Schnaps, die weltbesten Hollerküchl buk …
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen