Das Wetter: Für lange Zeit:
„Da kommen Anke und Tontel!“, schrie die kleine Nubsi Gusenhofer. Tatsächlich hatten sich zwei Silhouetten aus dem undurchdringlichen Grau des Reihenhausmeeres jenseits des Erloschenen Waldes gelöst und rückten zur kleinen Einfamilienfeste vor. Kaum zwei Ellen trennten die beiden Gestalten noch vom Tor, an dem ein mächtiges Herz aus Salzteig vom Gusenhoferschen Besitz kündete und böse Geister abwehren sollte. Doch offensichtlich hatte der Zauber versagt. Dabei hatte die Hausherrin den Bannspruch „Hier streiten und lieben Hubsi, Babsi und Nubsi Gusenhofer“ in das Amulett einbacken lassen, der sogar engste Verwandte abschrecken sollte. „Tonte und Ankel!“, kreischte die Gusenhoferin wie von Sinnen und stach sich immerzu mit der Spindel in den Finger. „Ante und Tonkel!“, brüllte ihr Gemahl, und sogar das Gesinde in Gestalt der estnischen Austauschstudentin Meriliis fiepte: „Tonke und Antel!“, auch wenn ihr der Sinn der Worte verborgen blieb. Wenig später fiel das Tor und die beiden Unsäglichen löschten für lange Zeit jede Freude aus den Gesichtern der Gusenhofers.
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