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Das Werder-Titten-Monster

■ Neueste Werder-Werbung im Russ-Meyer-Look gegen Frauenfraktion durchgesetzt. Die Mannschaft ist „heiß“/ Sidka will gegen Bielefeld gewinnen und abnehmen

„Was haben Monica Lewinsky und Saddam Hussein gemeinsam? Sie gehen vor Bill Clinton in die Knie.“Mit dieser niveauvollen Witzelei eröffnete gestern ein gern zitierter Sportjournalist in Diensten des Weser-Reports die Werder-Pressekonferenz. Vereinsmanager Willi Lemke schloß sich der so vorgegebenen Linie an und stellte stolz das neueste Werder-Werbe-Produkt vor: „Ballermann“. Die Werder-Fußball-BiFi-Mini-Salami für den gestandenen Kurven-Proleten mit Mallorca-Erfahrung.

In perfekter Verpackung will der örtliche Fußballverein seinen vor allem männlichen Fans das dildo-ähnliche Neu-Produkt schmackhaft machen. Auf der Plastikbox, die künftig die Theken der Werder-Fanshops zieren wird, ist eine Blondine im Russ-Meyer-Format abgebildet. Und dezent daneben plaziert ist die ultimative Aufforderung, zur Werder-Dose mit Haake Beck zu greifen: „Baller Dir einen.“

In Vereinskreisen hat es dabei offensichtlich durchaus Debatten um die kurvenreiche PR-Aktion gegeben. Aber Manager Willi „Russ“Lemke konnte vollen Männererfolg vermelden: „Wir haben uns gegen die Frauenfraktion im Verein durchgesetzt.“

Fragt sich, mit welchen Argumenten. Vielleicht, weil die künstlerisch inspirierte Werbung an alte B-Movies erinnert? Oder, weil in der Vereinsführung nur arme Würstchen sitzen? Oder will die Truppe um Wolfgang Sidka am Samstag zum Auftakt nach der Winterpause Arminia Bielefeld so richtig einen (rein-) ballern?

Trainer Sidka konnte dies alles auf Anhieb nicht so recht beantworten. Vielleicht hatte ihn auch das Busenwunder auf dem „Ballermann“irritiert. Nur soviel war aus ihm herauszulocken: „Wir wollen gewinnen.“Ein sensationelles Statement, das leider nicht konkretisiert wurde. Wie hoch man gewinnen will, wurde nämlich nicht verraten.

Mit einem „Ballermann“für die Arminen ist also eher nicht zu rechnen. Zumal die grünweißen Jungs „nervös sind, aber auch so richtig heiß“, wie Sidka versichern konnte. Heiß auf's Spiel versteht sich und nicht auf die Werder-Salami-Werbe-Figur.

Für das Samstag-Spiel hat sich die Mannschaft übrigens wirklich richtig fleißig vorbereitet, wußte Sidka stolz zu berichten. Bis auf Herzog, Pfeiffenberger und Eilts sind alle fit und guter Laune, das Stadionrund mitsamt Kurven ist ausverkauft. Auf Fragen zu seiner eigenen Person wollte der Coach dagegen nicht weiter eingehen. Nur soviel: Sidka macht gerade Diät, hat zwei Kilo abgenommen. „Eins muß aber noch runter bis zum Spiel“, hieß es. Damit der Trainer genauso heiß aussieht, wie es die Mannschaft ist. Zu seinem Vertrag hielt er sich ebenfalls bedeckt. Aussagen von Vereins-Vize Fischer, Sidka werde auch nach der Saison Cheftrainer bleiben, blieben ohne Kommentar.

Ein etwas unwirscher Willi „Russ“Lemke gab die Parole aus: „Uns interessiert jetzt nur Bielefeld.“Und die neuen Kurvenwürst-chen. Jens Jens „Ballermann“Tittmann

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