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Das Straßenbild

Die Reklamerezension.Heute: Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Kinder.

Eine breite, graue Steintreppe, darauf mutterseelenalleine ein Krabbelkind in Pampershöschen. Die ersten drei Stufen hat der oder die Kleine schon bezwungen, neun weitere liegen noch vor ihr oder ihm. Kein Wunder, dass sie oder er hilfesuchend nach links blickt.

Der Plakattitel drohnt oben über der letzten Stufe. Darin ist von Gipfelstürmer und Basislager die Rede. Das hört sich eigentlich eher nach Bundeswehr und Gebirgsjäger an.

Man könnte die ganze Szene nun symbolisch auffassen und auf eine Metaebene übertragen. Die graue Treppe mit den hohen Steinstufen stünde dann wohl für die Lebensleiter, die das Baby bezwingen muss. Einen richtigen Gipfel kann ich allerdings nicht entdecken. Auch nichts anderes, dass den mühsamen Aufstieg auf allen Vieren und leicht bekleidet erstrebenswert machen würde. Im Gegenteil. Das kalte, blaue Nichts nach der letzten Stufenkante lässt eher einen tiefen Abgrund vermuten.

So gesehen hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die Zukunft für den Nachwuchs ziemlich schwarz gemalt. Und auch das geforderte Basislager klingt nicht gerade nach kuscheliger Nestwärme, sondern nach militärischem Drill und Disziplin. Aber nachdem es ohnehin keinen Gipfel mit Aussicht zu erstürmen gibt, brauchen Krabbelkinder auch kein Basislager.

Richtig und sinnvoll ist dagegen die einfache, klare Forderung ,,Mehr Zeit für Kinder‘‘. Das steht leider als Randbemerkung verbannt ganz unten rechts.

SANDRA SACHS

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