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■ NormalzeitDas Primat der Politik

„The time is out of joint“, heißt es schon im Hamlet. Dagegen hilft – laut Nietzsche – nur Hanf, Hanf, Hanf: „Die (neue) Hanf Liga will vor allem ,business‘, aber nicht ,as usual‘!“ – schreiben jedenfalls die Parteigründer in ihrem „Programm-Entwicklungsbulletin Nr.2“, mit dem sie sich im Herbst ins Abgeordnetenhaus wählen wollen.

Action, ja Arbeit ist immer gut, und sei es nur, um aus dem „Teufelskreis“ – wie Freund Mildner das nennt, andere reden sogar von der „Todesspirale“: „Jamaika – Arbeitsamt – Jamaika“ herauszukommen. Aber auch die konzeptionellen Regierungsgedanken der Hanf-Liga sind überraschend klar und diskussionswürdig – zum Beispiel in Punkt 1.5 Arbeitspolitik: „Die Hanf Liga erweitert den Arbeitsbegriff. Nicht nur industrielle oder gewerbliche Tätigkeit wird honoriert, sondern auch die unbezahlten Leistungen in sozialen, ökologischen und kulturellen Bereichen. Jeder Bürger erhält ein Grundeinkommen. Arbeitseinkommen werden nicht mehr besteuert. Mit Einführung des Bürgereinkommens sind Sozial- und Finanzverwaltung sowie das Rentensystem überflüssig und werden abgeschafft.“

Bumm! Ja, da kuckt er dumm aus der Baumwollwäsche, der Otto Normalpolitiker. Um zur Wahl zugelassen zu werden, muß die Hanf-Liga jedoch erst einmal 2.200 Unterschriften – von Sympathisanten – sammeln. Das gleiche gilt auch für die autonomistische KPD/RZ: Weil diese desvisionisierten Aktionspolitiker aus Kreuz- und Prenzlauer Berg („Alles Fotzen außer Mutti!“) bei der letzten Wahl zu wenig Stimmen bekamen, müssen sie nun noch einmal mit einer in der DDR einst strikt verbotenen „Unterschriftensammlung“ beginnen. Diesmal treten sie jedoch statt mit einem auf türkische Gutnachbarschaft hin zugeschnittenen Parteiprogramm („Für Parkerlaubnis in der zweiten Reihe“) mit einem überregional bekannten Spitzenkandidaten an: Der wahre Heino. Der Sänger und Furzer hat gerade einige Jahre Auslandserfahrung in Portugal gesammelt und daraufhin ein eigenes Wahl-Lokal eröffnet. Bei der Hanf-Liga ist andererseits die Tochter von Wolfgang Neuss, Jette, mit im Rennen.

Dann gibt es aber auch noch die Bierpartei, ausgehend von Prag und Rostock – dort gesponsert von der Störtebeker-Brauerei („Das Bier der Gerechten“), es wird inzwischen ausgeschenkt auf dem „Global Village Markt“ im Westberliner Haus der Weltkulturen, das der „Ostwind“-Besitzer Fang Yu mit chinesischen Menüs und Hewlett-Packard mit Internet-Monitoren versorgt („Den Tigersprung in die Gerichte wagen“). Da in der Kongreßhalle berührt sich also irgenwie die Bierpartei mit der Hanf- Liga – und ihrer Gleich-mit-zwei- Würsten-zur-Spreckseite-geworfenen-Forderung: „Laptops gegen den Ökozid!“

Desungeachtet würde ich hier für die Wahl der natürlich ebenfalls durchcomputerisierten und ökoinspirierten PDS votieren. Bei all den Stasi-Vorwürfen, Abwahlversuchen, Behinderungen und Bekämpfungen – kann die PDS nicht ganz falsch liegen, bei der derzeitigen Entwicklung eines DDR-Bewußtseins von unten.

Dieser „Kampf“ wiederum verspricht noch interessanter zu werden als Affirmation von halb oben. Bei der letzten Wahl bereits hatte Widerstandsforscher Heilmann mir derartiges nahegelegt, und nicht nur mir, sondern sogar seiner älteren Verwandtschaft in Schwaben – und das mit Erfolg: das muß man sich mal vorstellen. Helmut Höge

wird fortgesetzt

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