Das Portrait: Eine Journalistin mit Führungswillen
■ Barbara Groth
Gilt als Favoritin der regierenden CDU für die Intendanz beim SFB: Barbara Groth Foto: WDR
Wie jüngst ein Spiegel- Redakteur im Frauenfernsehmagazin „Mona Lisa“ zum besten gab, erreichen Frauen in den Medien selten Führungspositionen, weil es ihnen an Ambitionen mangelt. Barbara Groth, ZDF- Programmverantwortliche bei Phoenix, könnte diese These gründlich widerlegen.
Denn die Führungsspitze der Berliner CDU-Fraktion favorisiert Barbara Groth als Kandidatin für die Intendanz des Sender Freies Berlin (SFB). Der jetzige Intendant, Günther von Lojewski, soll spätestens 1999 abtreten. Barbara Groth führt im Team mit Klaus Radke den Ereignis- und Dokumentationskanal Phoenix und leitete zuvor die Hauptredaktion Innenpolitik beim ZDF. Den ZuschauerInnen ist die konservative Journalistin durch ihre Moderation bei ZDF- Wahlsendungen vertraut. Auch in der Berliner Funklandschaft ist Groth als ehemalige Regionalchefin des SFB keine Unbekannte. Deshalb kann es nicht verwundern, daß bei der schon jetzt gestarteten KandidatInnensuche der Hauptstadt-CDU die ebenso kantige wie souveräne Frau anderen Anwärtern wie dem ehemaligen Berliner Innensenator Dieter Heckelmann oder Senatssprecher Michael-Andreas Butz vorgezogen wird.
Politisch wäre Groth ohnedies kompatibel. Ihr freundschaftliches Verhältnis zum Umzugsbeauftragten der CDU, Klaus Töpfer, der bei der hauptstädtischen CDU ein Wörtchen mitzureden hat, ergänzt Groth mit familiären Bindungen: Sie, ehemals Barbara Friedrichs, trägt den Namen Groth seit ihrer Heirat mit dem Berliner Baulöwen Klaus Groth. Ein Mann mit guten Kontakten zur CDU-Spitze.
Frausein allein wäre für die Intendanz schon eine gute Qualifikation. Zeichnet sich der Sender doch als müde Männerbastion aus. Wie jedoch die MitarbeiterInnen des Rundfunkhauses Hannover feststellen mußten, ist eine Frau an der Spitze aber noch keine Gewähr für die Förderung von Frauen und feministischer Politk: Die bisherige Rundfunkhauschefin Lea Rosh steht im Ruf, Frauen in ihrer Umgebung mit spitzen Ellbogen auszuknocken. Ob Groth als erste öffentlich-rechtliche Intendantin beim SFB eine andere Linie einschlagen würde, bezweifeln Medienexperten. Groth selbst läßt ausrichten, daß sie sich bei Phoenix „sehr engagiert“. Darüber hinaus möchte sie sich nicht zu ihren Ambitionen äußern. Barbara Junge
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