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Das PortraitLinker Theoretiker und Bösewicht

■ Toni Negri

Für seine Freunde steht sein Name für eine der übelsten Justizaktionen Italiens. Im „Blitz“ wurden am 7. April 1979 Antonio Negri und Hunderte militanter Linker als angebliche Terroristen eingesperrt. Doch den meisten Italienern gilt der Professor als „Cattivo maestro“ (Jugendverderber).

Negri ist Politologe, er lehrte Staatsrecht an der Universität Padua und sammelte in den 60er und 70er Jahren viele rebellische Jugendliche um sich: zuerst in der „Potere operaio“, dann in der „Autonomia operaia“, beide für eine Reihe von Gewalttaten verantwortlich. Erst vor Gericht räumte Negri ein, daß „diese Leute wohl einiges unbesonnen in die Tat umgesetzt haben, was meinerseits nur Gedankenexperimente waren“.

Seine Verhaftung 1979 ging auf den Paduaner Staatsanwalt Calogero zurück. Der sah in Toni Negri das „Gehirn“ des mit der Ermordung Aldo Moros 1978 zum Höhepunkt gelangten Linksterrorismus. Die Vorwürfe fielen in sich zusammen; dennoch wurde Negri wegen Bildung krimineller Vereinigungen zu 13 Jahren Haft verurteilt.

1983, noch vor dem ersten Urteil, befreite ihn das Volk aus dem Gefängnis: Er wurde für die Radikale Partei ins Parlament gewählt. Als er es zum erstenmal betrat, gab es Tumulte der Neofaschisten – doch am Ende entschied die Mehrheit, seine Immunität aufzuheben. Doch da war Negri schon nicht mehr da – er war nach Paris ausgerückt und lebte seither dort, beschützt vom Justizminister.

Seinem Namen als Bösewicht hat er auch auf anderer Ebene Ehre gemacht: Als eine Zeitung verbreitete, eine Studentin in Frankreich bekomme ein Kind von ihm, jagte er seine in Italien verbliebene Frau in eine teure gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Blatt – um dann in einem wenig später erschienenen Buch die Vaterschaft stolz selbst zu verkünden. Seinem „Befreier“, Radikalen-Chef Marco Pannella, der ihn zur Rückkehr ins Gefängnis aufforderte, damit man eine neue Amnestie-Kampagne starten könne, wünschte er den Tod.

Gleichwohl will er mit seiner Rückkehr nun seinerseits das Ende der Notstandsgesetze und eine bedingungslose Amnestie für alle noch einsitzenden Gefangenen von damals durchsetzen. Seine Exgenossen erwarten ihn mit gemischten Gefühlen: Man weiß nie, wem Toni Negri einen Schlag ins Kreuz verpaßt. Werner Raith, Rom

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