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Das PortraitAntisemit von Gottes Gnaden

■ Henryk Jankowski

Im Ballsaal drehen sich die ersten Paare, Gläser klingen, Korken knallen: die Hautevolee und Halbwelt von Danzig vergnügt sich. Langsam fährt ein Mercedes der S-Klasse die Auffahrt herauf, zwei Bodyguards steigen aus – und ein Priester in prächtig- buntem Gewand: Henryk Jankowski.

Der Prälat der Danziger Brigittenkirche hat zur Feier des Tages ein paar Orden und Tapferkeitsmedaillen angelegt. Zwar hat er sich nie in einem wirklichen Krieg geschlagen, aber Orden und Uniformen liebt der Priester über alles. Außerdem zackige Marschmusik. Markige Worte sind sein Spezialgebiet, die Juden Feind Nummer eins. Jankowski (61), die von den westlichen Medien in den 80er Jahren geschaffene „moralische Autorität Polens“, kämpft für das „geliebte Vaterland“.

Jankowski hat in Danzig viele Freunde. Wie durch ein himmlisches Wunder fließen durch seine Hände immer wieder Millionen von Zloty. Manchmal findet sich seine Unterschrift auf einem geplatzten Scheck, manchmal auf einem Wechsel, den die Staatsanwaltschaft bei einem Mafioso findet, manchmal auf einer Zollerklärung für eine Ladung fabrikneuer Autos. Doch niemand wagt dem kleinen Prälaten von Danzig etwas anzuhaben.

Letzten Sonntag hat er wieder eine antisemitische Predigt gehalten, hat gehetzt gegen „die jüdische Minderheit“ im Lande, die „nicht zur Regierung zugelassen“ werden dürfe. Der Generalsekretär der Bischofskonferenz und der Erzbischof von Danzig protestieren, aber von Sanktionen ist keine Rede. Vor zwei Jahren, als Jankowski in seiner Kirche behauptete, daß der Davidstern als Symbol der Unterdrückung auch im Hakenkreuz und in Hammer und Sichel enthalten sei, als er die Minister aufforderte, offen zu bekennen, ob sie „aus Moskau oder Israel“ kämen, gab es einen Aufschrei. Jankowski entschuldigte sich halbherzig. Der Erzbischof verhängte eine Art Maulkorb „auf Bewährung“. Aber Jankowski kümmerte das nicht groß. Mit Hilfe eines Berliner Historikers veröffentlichte er das Buch „Es gibt nichts, wofür ich mich zu entschuldigen hätte“. Es kann in fast jeder katholischen Buchhandlung Polens gekauft werden. „Bestseller 1996“ steht drauf. Jankowski ist ein guter Geschäftsmann, und Antisemitismus verkauft sich in Polen nach wie vor sehr gut. Gabriele Lesser

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