Das Portrait: Korrespondent in Kameruns Knast
■ Pius Njawe
„Ich befinde mich in der Zelle Nummer eins. Die Zelle Nummer eins ist hier unter dem Namen Zentralkommissariat bekannt, denn es ist die Begrüßungszelle, durch die alle Häftlinge hindurchmüssen. Die Zelle enthält derzeit 50 Insassen...“ So beginnt der erste Bericht von Pius Njawé, Chefredakteur der kamerunischen Oppositionszeitung Le Messager, über sein Leben im Gefängnis. Der 39jährige Kämpfer für eine freie Presse in Kamerun, der 1990 seine Zeitung als eines der ersten Oppositionsblätter des Landes mitgründete, sitzt seit dem 24.Dezember in Haft, weil zwei Tage vorher ein Artikel mit dem Titel erschienen war: „Ist Präsident Biya krank?“
Denn offiziell ist Präsident Biya gesund, und die „Verbreitung falscher Nachrichten“ ist in Kamerun trotz der politischen Lockerung der letzten Jahre verboten. Am 13.Januar kommt Njawé vor Gericht. Gerichtsverfahren gegen Le Messager sind regelmäßige Höhepunkte der Auseinandersetzung zwischen Staat und Demokratiebewegung in Kamerun.
Wohl um ihn vorher weichzukochen, wurde Njawé schon am 26.Dezember aus der Untersuchungshaft in das berüchtigte Zentralgefängnis „New Bell“ der Metropole Duala gebracht, wo 1.600 Häftlinge einsitzen. Doch Njawé nutzt seine Zeit und informiert die Außenwelt über eine der finstersten Haftanstalten Afrikas, wo es täglich nur eine Handvoll Maiskörner zu essen gibt. „Von unserem Sonderkorrespondenten in New Bell“ berichtet Le Messager seitdem über die vielen anonymen Opfer. Zum Beispiel Yves Djomo, 38 Jahre alt, der bei seiner Einlieferung im August eine Wunde am Fuß hatte, die sich schnell infizierte. Dazu kam Tuberkulose, und am 27.Dezember war Djomo tot. Er hatte nicht genug Geld, um ärztliche Behandlung zu erkaufen, und er war zu stolz, sich wie andere Häftlinge vor die Tür der Krankenstation zu legen, um dort zu sterben.
Unterstützung für Njawé, der keine Besucher empfangen darf und daher keine Nahrungsmittel von außen bezieht, ist schwierig. Am Samstag sollte es vor dem Gefängnistor eine Demonstration für Njawé geben. Die Polizei unterzog alle Anwesenden einer peniblen Durchsuchung, so daß Besucher kaum noch hineinkamen. Daraufhin gab es im Gefängnis eine Revolte — gegen Pius Njawé. Dominic Johnson
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen