Das Portrait: Geschichten einer Überlebenden
■ Anja Lundholm
Aus dem Stoff ihres Lebens hat die Schriftstellerin Anja Lundholm den größten Teil ihrer Bücher – mehr als ein Dutzend – geschrieben. Ihre Figuren stellen immer einen Teil ihrer eigenen Geschichte dar: Dicki, das Kind im bürgerlichen Elternhaus, oder Skelett, Murks und Duda – Häftlinge und Überlebenden des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück.
Geboren wurde Anja Lundholm am 28. April 1918. Ihre Mutter war Jüdin, der Vater, ein Apotheker, Nichtjude. Ihre Kindheit verbrachte sie in Krefeld. Mit siebzehn Jahren kam Anja Lundholm an die Staatliche Akademische Hochschule für Musik in Berlin, die sie nicht abschließen konnte, da sie den Ariernachweis nicht beibringen konnte. Im Dezember 1938 tötete sich die Mutter. Die Tabletten dafür bekam sie, so vermutet Anja Lundholm, von ihrem Mann.
1941 floh sie, mit 23 Jahren, nach Italien. In Rom schloß sie sich einer Widerstandsgruppe an. Im Jahre 1943 bekam sie eine Tochter, sechs Monate später wurde sie verhaftet.
Im Frühjahr 1944 wurde sie in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück als politischer Häftling interniert. Lange Zeit mußte sie im Lager arbeiten, später im nahegelegenen Siemenswerk.
Im April 1945 wurde sie wie viele tausend Gefangene des Lagers auf den Evakuierungsmarsch geschickt und erlebte auf dem Weg an ihrem Geburtstag die Befreiung. Mit dem Roten Kreuz kam sie nach Belgien. Seit Anfang der sechziger Jahre lebt Anja Lundholm in Frankfurt am Main.
1963 begann sie ihre Erlebnisse aufzuschreiben. Für ihr letztes Buch, „Das Höllentor“, hat sie die meiste Aufmerksamkeit in Deutschland bekommen. Darin schildert sie ihre Erlebnisse im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Daß Anja Lundholm vor vielen Jahren an Multipler Sklerose erkrankt ist, führt sie auf die medizinischen Versuche zurück, die in Ravensbrück an ihr vorgenommen wurden.
1991 wurde Anja Lundholm der Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück für „Das Höllentor“ verliehen. Im April vergangenen Jahres wurde sie mit dem Hans- Sahl-Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. In diesem Jahr überreicht ihr die Stadt Frankfurt anläßlich ihres 80. Geburtstags die Goethe-Medaille. Sabine Kittel
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen