Das Portrait: Von Angebot und Nachfrage
■ Barbara Hendricks
Abgezeichnet hatte es sich schon in der vergangenen Woche. Aber seitdem Barbara Hendricks (46) die Zusage von Oskar Lafontaine bekommen hatte, Staatssekretärin im Finanzministerim zu werden, kann sie „es nicht erwarten“ anzufangen. Vorgeschlagen hatten sie die Finanzexpertin der SPD, Ingrid Matthäus-Maier, und der Haushaltsexperte Joachim Poß. Auch Rudolf Scharping unterstützte Hendricks, die in der letzten Legislaturperiode für ihre Partei im Finanzausschuß saß.
Im Finanzministerium kennt sich Hendricks aus, wenn auch nur in dem von Nordrhein-Westfalen. Von 1981 bis 1990 war sie dort Sprecherin, bevor sie 1991 Ministerialrätin im Umweltministerium des Landes wurde. Nachdem Hendricks mehrfach in den Kreistag ihres Heimatortes Kleve und in den Landtag von Nordrhein- Westfalen gewählt worden war, kandidierte sie 1994 erstmals für den Bundestag. Mit Erfolg, so wie dieses Jahr.
Der Bezug zu ihrem Heimatwahlkreis ist ihr wichtig. Wenn sie nicht in ihrem Abgeordnetenbüro in Bonn arbeitet, ist sie in Kleve. Gleich nachdem am Mittwoch klar war, daß sie Staatssekretärin wird, hatte sie „die Bürgerinnen und Bürger im Wahlkreis gebeten, Verständnis für meine Abwesenheit in Zukunft zu haben“. Das haben sie. Denn die Menschen in Kleve „empfinden wohl auch einen gewissen Stolz, daß es eine von ihnen geschafft hat“, vermutet Hendricks.
Wie so viele Bundestagsabgeordnete ist Hendricks von Beruf Lehrerin. Sie studierte in Bonn Geschichte und Sozialwissenschaften. Doch schon mit ihrer Doktorarbeit stieß sie in das Feld der Ökonomie vor und promovierte über die „Entwicklung der Margarineindustrie am unteren Niederrhein“. Das feine Gleichgewicht von angebots- und nachfrageorientierter Finanzpolitik wird Hendricks im Finanzministerium austarieren. Mit ihrem Chef Lafontaine stimmt sie überein, „daß nur ein Mix von Angebot und Nachfragepolitik“ die wirtschaftliche Situation verbessern kann. Die vergangenen Jahre hätten ja gezeigt, daß die Bevorteilung der Angebotsseite die Weltökonomie nicht verbessert habe. Als erstes müsse daher eine Steuerreform her, die die Nachfrage stimuliert. Bei den meckernden Unternehmern und vor allem unter den Mittelständlern sieht Hendricks viel „Pulverdampf“. Der verraucht, und insofern bleibt sie ganz gelassen. Ulrike Fokken
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