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Das PortraitChinas reichster Mann

■ Mou Qizhong

Wohl niemand in China hat Deng Xiaopings Motto „Reich werden ist ruhmvoll“ so beherzigt wie er. Als ehemaliger Bauer wurde der heute 58-jährige Mou Qizhong in den letzten zwanzig Jahren zu einem der reichsten Männer der Volksrepublik, wenn nicht zum reichsten überhaupt, wie manche Berichte schreiben. Doch jetzt droht Chinas gefeiertem Tycoon der Absturz.

Seit Dienstag steht Mou in der zentralchinesischen Stadt Wuhan vor Gericht. Bereits im Januar wurde er mit vier Mitarbeitern verhaftet. Die chinesische Justiz wirft ihm vor, Dokumente gefälscht zu haben, um für sein Konglomerat „Land Economic Group“ Kredite von 75 Millionen US-Dollar zu bekommen, die er nicht zurückzahlen konnte.

Die China Daily schreibt, Mou droht bei einer Verurteilung eine lebenslängliche Gefängnisstrafe. Andere Quellen sprechen gar von der Todesstrafe. Doch selbst dies wäre für Mou nicht neu. Denn bereits in der Endphase der Kulturrevolution wurde er 1976 zum Tode verurteilt. Damals soll er ein kritisches Buch mit dem Titel „Wohin geht China?“ geschrieben haben. Mit Dengs Reformpolitik wurde Mou 1979 aus dem Gefängnis entlassen. Er gründete seine erste Firma, die zunächst mit Weckern handelte. 1983 landete er wegen Spekulation jedoch wieder im Gefängnis, diesmal für ein Jahr.

Ende der 80er-Jahre war Mou in China ein gefeierter Unternehmer, weil er mit der Sowjetunion eine Zugladung chinesischer Konsumgüter gewinnbringend gegen vier Passagierflugzeuge getauscht hatte. Mou handelte fortan auch mit Immobilien und Satelliten, sponserte Fußballvereine, chinesische Neujahrsfeiern und 1995 sogar eine Nordpolexpedition.

Doch 1995 geriet der wegen seiner äußerlichen Ähnlichkeit mit Mao Tse-tung inzwischen ehrfurchtsvoll „Chairman Mou“ genannte Vorzeigeunternehmer in Schwierigkeiten. Mitarbeiter beschwerten sich, dass ihre Löhne nicht gezahlt wurden. Als Privatunternehmer blieben Mou Kredite der staatlichen Banken verwehrt, weshalb er sich an eine Staatsfirma mit der Bitte um einen Importkredit wandte. Das ist ein in China übliches Verfahren, an dem die Staatsfirmen gewöhnlich gut verdienen. Doch den Kredit soll Mou sich erschwindelt haben. Vor Gericht sagte er, eine britische Firma habe ihn beauftragt, für diese 5.000 Tonnen Gold zu verkaufen, woran er 25 Millionen Dollar verdient hätte. Auch deshalb stößt der Prozess in China auf ungewöhnlich großes Interesse.

Sven Hansen

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