Das Manifest der Freien: Auch wir sind taz: Kampf der Freien für mehr Honorar

Die Korrespondent:innen und regelmäßigen freien Mitarbeiter:innen der taz fordern Gleichbehandlung. Die Chefredaktion antwortet.

Es geht ums Geld Foto: dpa/picture alliance

Berlin, 19.08.21 | Von CHRISTIAN RATH

■ Der zentrale Punkt der Forderung

Das gab es noch nie. 131 Korrespondent:innen und regelmäßige freie Mitarbeiter:innen der taz haben sich zusammengeschlossen und ein Manifest zur Gleichbehandlung formuliert und unterzeichnet.

Wir taz Freie wollen in einem zentralen Punkt künftig mit unseren festangestellten Kolleg:innen gleichbehandelt werden: Wenn die Gehälter der Festangestellten um 2,5 Prozent erhöht werden, sollen sich auch unsere Pauschalen, Zeilengelder, Bildhonorare und Tagessätze um 2,5 Prozent erhöhen. Leider war dies in den letzten Jahren nicht der Fall.

In den letzten zehn Jahren (außer 2013) wurden die Gehälter der Festangestellten jeweils um 2,5 Prozent erhöht, während die Honorare der nicht-angestellten Tazzler:innen in der Regel unverändert blieben. So hat die taz ihre Zeilengelder im selben Zeitraum nur einmal (2019) um zwei bzw. vier Cent erhöht. Das heißt: die Honorare der Festangestellten stiegen binnen 10 Jahren (mit 24,9 Prozent) zehn Mal so stark wie die meisten Zeilensätze der taz.

Laden Sie sich das „Manifest der Freien“ hier herunter (PDF).

„Einseitig und nicht fair“

Dass dies einseitig und nicht fair ist, bedarf wohl keiner weiteren Erklärung. Wir Freien tragen unseren Teil zum Erfolg der taz bei und werden in unseren Arbeitsfeldern als Gesichter der taz wahrgenommen. Deshalb wollen wir auch gerecht am wirtschaftlichen Erfolg der taz teilhaben. Und falls harte Zeiten kommen, dann müssen wir genauso auf Zuwächse verzichten wie die Festangestellten. Wir wollen Gleichbehandlung – in guten und in schlechten Zeiten.

Eigentlich ist das ein bescheidenes Anliegen, finden wir. Zu unserer Verwunderung haben Chefredaktion und Geschäftsführung unseren Wunsch auf Gleichbehandlung jedoch abgelehnt. Wir wenden uns deshalb auf der Genossenschaftsversammlung an Sie, liebe Genossinnen und Genossen, und werden einen entsprechenden Antrag stellen. Wir hoffen auf Ihre Unterstützung für die Werte einer linken und solidarischen tageszeitung.

Christian Rath schreibt als rechtspolitischer Korrespondent frei für die taz. Er veröffentlicht außerdem auch im Portal Legal Tribune Online und bei vielen weiteren Medienhäusern.

■ Vorschlag der Chefinnenredaktion

Von BARBARA JUNGE & ULRIKE WINKELMANN

Wir sehen in der Initiative der Freien einen nachvollziehbaren Vorstoß. Sie wollen, wie wir, die Qualität der taz hochhalten und die taz-Freien ans Haus binden. Doch eine jährliche, prozentuale Erhöhung der Freien-Honorare erscheint uns nicht machbar und auch nicht angemessen. Wir wissen in dieser Einschätzung die Gremien der taz hinter uns.

Der wichtigste Grund: Die Honorare von Freien klaffen weit auseinander. Eine einheitliche 2,5%-Erhöhung würde diese Spanne auch prozentual erhöhen. Das wäre unfair.

Der Aufruf der Freien bleibt jedoch nicht ungehört. Wir haben uns entschieden, uns der Bezahlung derjenigen Freien anzunehmen, die am wenigsten bekommen. Wir finden es also angemessener, die Honorare wieder etwas einheitlicher zu gestalten – und vor allem die unteren Zeilensätze anzuheben.

Vor allem untere Zeilensätze anheben

Hier sehen wir tatsächlich den größten Handlungsbedarf – und finden uns dabei mit den Ressortleitungen einig. Beschlossen haben wir deshalb bereits: Wir bessern am unteren Ende relativ stark nach und nehmen bei den oberen aber natürlich nichts weg, sondern heben nur leicht an. Das Volumen für diese Honorarerhöhung wird im nächsten Etat weit über 2,5% hinausgehen.

Die Freien-Vergütung an die Gehaltserhöhung der taz zu koppeln, erscheint uns auch deshalb nicht angemessen, weil die jährliche Erhöhung der Gehälter das Ziel hat, die taz-Löhne wenigstens langsam in Richtung Tarifniveau zu hieven. Hier ist ein Teil des Weges schon zurückgelegt. Die Zeilensätze dagegen sind – obwohl unübersichtlich – bereits wenigstens in Tarifnähe bzw. dem Branchenüblichen angesiedelt, teils sogar darüber.

„Arbeit der Festen verändert sich stärker“

Schließlich aber finden wir, dass es auch grundsätzliche Gründe gibt, Freie nicht wie Festangestellte zu vergüten. Die Digitalität hat die Arbeitsbedingungen der Festen weit stärker verändert als die der Freien, denn ein Gutteil der Veränderungen betrifft eher die Produktion/Ausspielung, weniger die Erstellung der Inhalte. Hier entstehen den Festen aus der Verantwortung fürs Überleben des Gesamtprodukts und aus der Weisungsgebundenheit regelmäßig andere Belastungen und Anforderungen.

Wahr ist, dass viele Freie ebenso wie die Festen „für die taz“ stehen, sie vertreten, sich mit ihr identifizieren. Das schätzen wir sehr. Im Pandemiejahr 2020 habe wir an viele Freie auch einen Bonus ausgezahlt, für den wir zum Beispiel vom Verband der Freischreiber auch sehr gelobt wurden. Doch so ganz nahe steht der taz eben nur eine Minderheit der 1.800 Journalist:innen, die etwa im Jahr 2020 für uns frei gearbeitet haben. Die meisten davon sind eben frei – sie schreiben (und fotografieren), für wen sie wollen.

Unterm Strich meinen wir, dass die Zeilengeld-Erhöhung zwei Jahre nach der 2019er Erhöhung möglich ist, dass sie speziell für die unteren Sätze auch geboten scheint. Nicht richtig und nicht taz-gemäß fänden wir, durch eine schlichte Prozenterhöhung die große Spanne der derzeit gezahlten Honorare noch zu vergrößern. Gerecht und notwendig wird es außerdem sein, die Zeilensätze regelmäßig zu überprüfen. Dazu wollen wir uns auch gern verpflichten.

Barbara Junge und Ulrike Winkelmann führen zusammen mit ihrer Stellvertreterin Katrin Gottschalk die Chefinnenredaktion der taz.