Das Erbdilemma des britischen Adels: Mein Haus, meine Jacht

Von wegen Prinzessin: Der britische Adel brauchte erst die Serie „Downton Abbey“, um sich für die Gleichberechtigung einzusetzen.

Primogenitur at its best: Die Adlige Mary mit ihrem Sohn. Bild: ap

Ein Schloss wie im Bilderbuch – mit Dutzenden Hausangestellten, drum herum ein ansehnlicher Park. Das ist die Kulisse der britischen Adelsserie „Downton Abbey“, in der Lord und Lady Crawley zu Grantham mit ihren drei Töchtern Anfang des 20. Jahrhunderts leben. Ein Mädchentraum: Prinzessin sein.

Dabei wäre Prinz sein deutlich besser. Lord Crawley fehlt nämlich ein Erbe für sein Vermögen, denn erben kann nur der älteste Sohn. Deshalb bekommt ein entfernter Cousin alles.

Primogenitur heißt das Prinzip der männlichen Erbfolge. Es legt fest, dass einzig der erstgeborene Sohn den Titel und damit traditionsgemäß das Vermögen, die Immobilien, die Ländereien erben kann. Diese Regelung gilt in England noch heute. Töchter der Lords und Ladys, der Dukes und Duchesses, der Barone und Baroninnen dürfen sich zur oberen Gesellschaft zählen, mehr aber auch im Jahr 2014 nicht. Die Serie „Downton Abbey“ hat das Erbdilemma ins Gedächtnis der Briten gebracht.

Die Oberschicht scheint zwar privilegiert, gebildet und reich zu sein, aber stecken geblieben im Gesellschaftsbild des letzten Jahrhunderts. Einhaltung der Menschenrechtskonvention von EU und UN? Gleichberechtigung von Mann und Frau? Bisher nur Mädchentraum einer Prinzessin. Dabei haben sogar die Royals im April letzten Jahres die gleichberechtigte Erbfolge anerkannt.

Der sonstige britische Adel soll nun auch reformiert werden, das fordert die Initiative „The Hares“, übersetzt: „die Hasen“. Spricht man das Wort aus, klingt es allerdings wie der Erbe, „the Heir“. 364 Adelige, darunter 115 Männer, haben im britischen Parlament das „Downton Law“ eingebracht und fordern die gleichberechtigte Erbfolge von Frauen und Männern.

Schade nur, dass es für diesen Sinneswandel eine Fernsehserie brauchte.

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