Das Ding, das kommt: Aus der üblen Ecke der Stadt
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Es gibt wirklich kaum ein Foto von ihm ohne. Auf seiner Homepage findet man nur eins – aber da hat er oben rum gar nichts an. Jedenfalls dürfte bei kaum jemandem das „Faible für Flanellhemden“ (Ox Fanzine) ausgeprägter sein als beim legendären Minutemen- und Firehose-Bassisten Mike Watt – präziser: für das „schlabbrige Flanell-Hemd“ (Trust-Zine). Sogar ein Firehose-Album ist entsprechend betitelt: „Flyin’the Flannel“ heißt das.
Einmal, das ist belegt, hat er es für einen Stooges-Auftritt beim Coachella-Festival gegen ein T-Shirt des Original-Bassisten getauscht und dazu auch brav das von Iggy Pop gewünschte Punkrock-Armbändchen getragen. „Okay, das mit den Flanellhemden war nicht meine Idee, das habe ich von Creedence Clearwater Revival“, hat er damals Sonic Youths Thurston Moore zufolge zugegeben.
Seit er 13 Jahre alt ist, erfährt man dann von Watt selbst, trägt er sie – um John Fogerty von Creedence Clearwater Revival trotz Unzulänglichkeiten beim Covern von dessen Songs im Falle eines eventuellen Aufeinandertreffens gnädig zu stimmen: „Ich habe gedacht, wenn ich seine Shirts trage, wird er mich trotzdem mögen.“
Wie dem auch sei, in Sachen „Flyin’the Flannel“ dürfte Watt, der auf jeder Tour nach Selbstauskunft mindestens zehn seiner Signature-Hemden dabei hat, auch für den obligatorischen Grunge-Look in den 1990er-Jahren Pate gestanden haben – für den das Flanellhemd bis heute als markantestes „Muss“ gilt. Watts Tipp dazu findet sich jedenfalls in jeder aktuellen Style-Anleitung wieder: „Das wahre Geheimnis in der Auswahl des angemessenen Shirts ist, die Secondhand-Läden in der üblen Ecke der Stadt zu durchwühlen.“
Oder man bestellt gleich das von Watt höchstselbst designte Flanellhemd von Altamont Apparel. Dass er die entsprechende Artikelbeschreibung des Internetshops „Planet Sports“ gutgeheißen hätte, muss man aber bezweifeln: „Zeig Deine Männlichkeit mit dem Mike Watt Hemd (…) Denn was eignet sich besser für vollbärtige, starke Männer als ein lässiges Flanellhemd? (sic!)“ Aber fragen Sie ihn am besten selbst, am Mittwoch in Hamburg. MATT
Il sogno del Marinaio feat. Mike Watt: Mi, 26. Oktober, 21.30 Uhr, Hafenklang, Hamburg
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