: Das Bekenntnis zu anderen Religionen ist lebensgefährlich
Im Iran gelten Angehörige der religiösen Minderheiten als „Ungläubige“, als „kufr“. Dennoch können Juden, armenische Christen, Freikirchler und Zoroaster ihre Religion ausüben, allerdings nur hinter verschlossenen Türen. ■ Von Thomas Dreger
„Hallo, wir sind Christen!“ Mit einem strahlenden Lächeln verkünden Resa und Muhammad lautstark ihre Religionszugehörigkeit auch gegenüber Leuten, die es eigentlich nicht so genau wissen wollen – mitten in Teheran. Das Bekenntnis ist lebensgefährlich, denn aus islamischer Sicht sind Resa und Muhammad kufr, vom rechten – also islamischen – Glauben abgefallen und damit vogelfrei.
„Vor etwa zehn Monaten hatte ich einen Traum“, berichtet der 21jährige Resa. „Jesus kam zu mir und sagte, ich solle am nächsten Tag in eine bestimmte christliche Kirche gehen. Als ich dort ankam wirkte alles so, als hätten die Leute dort bereits auf mich gewartet.“ Bei Muhammad war es ein Gospelsong, den ihm ein in den USA lebender Verwandter vorspielte, der zur Konvertierung führte. „Wir versuchen, uns offen zu unserer Religion zu bekennen“, erzählt der 19jährige, „aber im Studentenwohnheim trauen wir uns nicht, uns dazu zu bekennen.“
Resa und Muhammad studieren Ingenieurwissenschaften in Teheran. Per Zufall haben sie sich in einer freikirchlichen Gemeinde kennengelernt und festgestellt, daß sie eine ähnliche Vergangenheit haben. Seither bilden sie eine verschworene Gemeinschaft. „Am letzten Freitag, als alle unsere Kommilitonen übers Wochenende nach Hause gefahren sind, haben wir uns in einem Zimmer zusammengesetzt und die ganze Nacht gebetet“, erzählt der in Jeans und T-Shirt gekleidete Muhammad. Resa, der schmächtiger ist, eine schwarze Tuchhose und ein weißes Oberhemd trägt, ergänzt: „Das war ein wundervolles Gefühl.“ Die neue Religion ist für beiden eine Art Rausch: Am hellichten Tag setzen sie sich in einen bevölkerten Teheraner Park und falten die Hände – gebetet wird jedoch nur flüsternd.
Obwohl Resa sich sein Zimmer im Wohnheim mit einem Mitstudenten teilt, steht dort nur ein Bett. Resa schläft auf einer Decke auf dem Fußboden. Toiletten, Waschraum und Küche teilen sich mehrere Dutzend Studenten. – Ausschließlich Männer, denn für Frauen gibt es extra Heime. Dafür, daß hier nur Bewohner rein kommen, sorgt ein streng blickender Pförtner. Die Wände von Resas Zimmer sind mit alten Zeitungen tapeziert, ansonsten gibt es noch einen stählernen Wandschrank – und ein Kreuz. Resa hat es mit braunem Filzstift auf die Wand gemalt, etwa 30 Zentimeter ist es hoch. Der Mitbewohner, ein Muslim, wisse nicht, was das bedeute. – Oder doch? Jedenfalls mache er deswegen keine Probleme. „Einmal habe ich unter Studenten gesagt, daß ich kein Muslim mehr bin, sondern Christ. Daraufhin haben die mir geantwortet: Das tut uns sehr leid, jetzt gehörst du umgebracht.“
Trotz dieser Bedrohung bringt sich Resa mit seinen öffentlichen Bekenntnissen gegenüber Unbekannten auf der Straße und mit kaum verheimlichten Kirchgängen in Teheran ständig in Gefahr. „Ich muß zu meinem Gott stehen“, sagt er mit einem vor Glückseligkeit überquellenden Gesichtsausdruck, „außerdem ist Jesus immer bei mir. Ich habe ihn persönlich bei einem Ausflug in den Bergen getroffen. Er hat mir gesagt, daß ich später einmal Generalsekretär der Vereinten Nationen werde, weil ich den Frieden liebe. Ich habe mir danach ein Buch über Völkerrecht gekauft.“
Spätestens beim zweiten Gespräch macht Resa den Eindruck eines völlig durchgeknallten Fundamentalchristen. Beim Thema Islam ist seine Friedliebigkeit vergessen. „Der Islam ist eine verlogene Religion, er stammt nicht von Gott. Jesus ist der letzte Prophet und er hat gesagt: Du sollst keine anderen Leute verehren.“
Für seine Konvertierung kann Resa kaum Gründe nennen, außer: „Ich hatte große Problem mit dem Islam.“ Der aus dem aserbaidschanischen Norden des Landes stammende junge Mann hatte einfach die Nase voll von der in Schule, Universität und auf den Straßen allgegenwärtigen Staatsreligion. Ganz ohne Heilslehre wollte der aus einer streng religiösen Familien stammende Resa jedoch auch nicht leben. Was lag da näher, als die Flucht zur religiösen Minderheit?
Seinen in der Provinz lebenden Eltern will Resa nichts über seinen Wandel erzählen. Weil die dann „sehr traurig wären und sich Sorgen um meine Zukunft machen würden“. Dennoch versteht sich Resa zehn Monate nach seiner nächtlichen Konvertierung als Missionar: „Jesus hat gesagt: Du wirst meine Kirche im Iran gründen.“
Resas Ideen entspringen einem unscheinbaren grauen Gebäude unweit der technischen Universität. Hinter hohen Mauern verbirgt sich ein freikirchliches Gotteshaus. Während draußen Frauen mit Schador und Mullahs mit schwarzen und weißen Turbanen vorbeiziehen, spielt drinnen eine Band aus jungen Männern mit Schlagzeug und elektrischem Klavier. „Wir sind wiedergeboren“, haucht ein Mann mit leicht glasigem Blick. Wegen ihres Missionsdrangs betrachtet die islamische Führung des Landes die Freikirchler mit Sorge, läßt sie aber bisher in Ruhe.
Vor einem vielleicht drei Meter hohen Kreuz aus edlem Holz steht ein etwa 40jähriger kraushaariger, dicklicher Mann mit Anzug, Schlips und gelbem Hemd. Während er sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn wischt, skandiert er: „Die Leute sagen, wir seien verrückt. Wir antworten: Ja, wir sind verrückt nach Jesus.“ Aus den mit vielleicht 400 Menschen gefüllten Rängen donnert Applaus. „Halleluja!“ rufen einige, andere wippen zum Takt und gucken verzückt in eine unsichtbare Weite. „Das ist Bruder Henry“, flüstert Resa. „Er war früher Armenier, aber jetzt ist er Protestant.“
Es ist Sonntag: In der großen Armenischen Kirche Teherans haben sich etwa 150 Personen versammelt. Fast dreiviertel von ihnen Frauen, alle tragen Kopftücher. Nur die fünf Sängerinnen des Chors haben durchscheinende, mit einem eingestickten Kreuz versehene und weit nach hinten geschobene Tücher auf dem Kopf. Den Bekleidungsvorschriften der Islamischen Republik entsprechen sie in keiner Weise. Während eine große Orgel getragen wimmert, singen sie alte armenische Choräle. Dazu geht ein Meßdiener mit einem qualmenden Weihrauchbehälter durch die Reihen. Dann folgt eine der Sängerinnen mit einem Kasten für die Kollekte.
Neben der aus Beton gebauten, aber innen mit Gemälden und Fresken prächtig geschmückten Kirche befindet sich die Verwaltung der gregorianisch-armenischen Gemeinde. Obwohl am Eingang das obligatorische Schild steht, daß Frauen auf ihre Schadorpflicht hinweist, sitzt an der Rezeption eine Dame mit offenem Haar. Ein Blick in die zahlreichen geöffneten Büros offenbart, daß dies hier Usus ist. Die Beschriftungen an den Türen sind ausschließlich auf armenisch. Auch dieses Areal ist von einer hohen Mauer umrahmt, vor ihrem oberen Rand ragen metallene Spieße in die Höhe, den einzigen Zugang bildet ein schweres Stahltor, daneben sitzt ein Pförtner. Gegenüber des Kirchturms ist ein überdimensionales Porträt des Revolutionsführers Ajatollah Chomeini an eine Hauswand gepinselt.
Leon Davidian lehrt als Psychologe an der Universität von Teheran, nebenbei ist er Vorsitzender der örtlichen armenischen Gemeinde. Der 52jährige gibt sich gegenüber der Islamischen Republik versöhnlich. „Zu Zeiten des Schahs hatten wir hier eine laizistische Regierung. Sie hat uns nur als Bürger betrachtet. Jetzt haben wir eine religiöse Regierung, sie sieht uns als Bürger und als Armenier.“ Davidian betont die Akzeptanz der Staatsführung gegenüber ihren religiösen Minderheiten. Mit zwei Sitzen seien Armenier dauerhaft im iranischen Parlament vertreten. Innerhalb des Kirchenareals gelten die islamischen Vorschriften nicht. Frauen dürften den Schador ablegen. Selbst wenn Armenier von anderen Armeniern für Muslime streng verbotenen Wein kauften, sei das kein Problem. Die hohe Mauer solle einzig Gaffer abhalten, die Frauen ohne Kopftuch bestaunen wollten.
Von Problemen mit der Führung der Islamischen Republik weiß Davidian nichts zu berichten. Das läge nicht zuletzt daran, daß eine Konvertierung zum armenischen Glauben praktisch ausgeschlossen sei: „Ein Mitglied der armenischen Kirche muß Armenier sein, also armenische Eltern haben. Nur Armenier können Mitglied unserer Kirche werden.“ Zwar kämen regelmäßig auch Muslime in die Messe, doch täten sie das nur aus „dem großen Respekt des Islam gegenüber Jesus Christus“. Nur beim Thema islamische Kleiderordnung kommt er ein wenig ins Schwimmen: „Gut, ich kann nicht für christliche Frauen sprechen. Aber wir müssen die Regeln dieser Gesellschaft akzeptieren. Eine davon lautet eben, daß Frauen sich verhüllen müssen.“
Was für Davidian eine gesellschaftliche Regel ist, bedeutet für die Armenierin Maria einen täglichen Kampf. „Auf der Straße müssen wir uns verschleiern, obwohl unsere Religion das nicht vorschreibt“, sagt die bei ihren Eltern zu Hause mit Sweatshirt, Jeans und Turnschuhen bekleidete 17jährige: „Das ist ganz schön hart für uns.“ Zwar könne in den klassischen Armeniervierteln der Schador schon einmal verrutschen, aber ansonsten gelten für alle Frauen im Iran die gleichen Regeln. Die Oberschülerin ist schon mehrfach mit ihnen in Konflikt geraten: „Dreimal haben sie mich aufgegriffen und zu den Orten für religiöse Führung gebracht.“ Gemeint sind die im ganzen Land verstreuten Niederlassungen des Ministeriums für Kultur und Religiöse Führung, ein beliebter Ort für Standpauken in Sachen „korrekte“ Bekleidung. „Als ich ihnen erzählt habe, daß ich doch Christin bin, haben sie geantwortet: ,Aber du sollst doch trotzdem in den Himmel kommen‘“, erzählt Maria: „Wir wollen doch nur dein Bestes.“ „Unkorrekt“ bekleidete Musliminnen müssen hier häufig Strafe bezahlen. Die derzeit zumeist theoretischen Alternativen reichen bis zur Auspeitschung.
Ebenfalls hinter einer hohen, mit metallenen Zacken versehenen Mauer im Norden Teherans wippen etwa 500 Männer und Frauen mit dem Oberkörper hin und her. Die Frauen tragen Kopftücher, die Männer kleine Käppchen – jüdische Kipas: Gottesdienst in einer der etwa 15 Synagogen der Hauptstadt der Islamischen Republik an einem Sabbat. Der Innenraum des Gebäudes ist mit prächtigen Kristallüstern verziert. Männer und Frauen sitzen getrennt, es sei denn, es handelt sich um Ehepaare. In einem hölzernen Karree mit Rednerpult steht ein älterer Mann und liest auf hebräisch aus der Thora. Immer wieder fallen die Versammelten in den Monolog ein und rufen „Jah Israel!“ Dann geht ein tiefer Teller mit einer roten Flüssigkeit herum. Es ist selbstvergorener Rotwein, der Bodensatz bleibt meist auf der Zunge kleben.
Sofort fällt das hohe Durchschnittsalter der Anwesenden auf, die meisten sind über 60. „Viele Juden sind nach der Revolution nach Israel oder in die USA gegangen“, erzählt ein Mittsechziger mit 50er- Jahre-Hut und -Anzug. Er selbst habe ein Jahr bei seinen Kindern in Los Angeles gelebt, doch dann sei er zurückgekehrt. „Da drüben gab es mir einfach zuviel Freiheit und zuviel Unsicherheit. Hier kenne ich mich aus.“ 17 Jahre nach Chomeinis Revolution sei er zu einem äußerst gläubigen Juden geworden: „Vor der Revolution bin in ein- bis zweimal im Jahr in die Synagoge gegangen, jetzt komme ich zwei- bis dreimal die Woche.“ – Wie viele iranische Juden.
An Teheraner Hauswänden steht die Parole: Israel muß zerstört werden. Seit Chomeinis Rückkehr 1979 ist der jüdische Staat aus offizieller iranischer Sicht der „kleine Satan“, neben dem „großen Satan“ USA. Beide sind die Erzfeinde der islamischen Führung.
Das „Zentralkomitee der jüdischen Gemeinde Teheran“ residiert im vierten Stock eines unscheinbaren Wohnblocks im Stadtzentrum in einer Abzweigung der „Straße der Revolution“. Wer hier ein Interview führen will, braucht unbedingt eine schriftliche Genehmigung des Ministeriums für Kultur und Religiöse Führung – darauf besteht nicht das Ministerium, sondern der jeweils zu Interviewende. Der 60jährige Harun Jaschaja leitet die jüdische Gemeinde, im nichtreligiösen Leben ist er Filmproduzent.
Im Gegensatz zur armenischen Gemeindezentrale ist hier alles auf persisch beschriftet, mit Ausnahme eines an die Wand gemalten Thorastückes im zentralen Versammlungsraum. „Die jüdische Sprache ist für uns eine religiöse Sprache, unsere Umgangssprache ist Persisch“, erklärt Jaschaja. Zwar könne er sich auch auf hebräisch unterhalten, die Mehrzahl seiner Gemeindemitglieder verstünde allerdings in dieser Sprache nur religiöse Texte. Die iranischen Ausgaben religiöser hebräischer Schriften sind daher mit einer Unzahl persischer Erläuterungen versehen. „In allen großen Ländern der Welt sprechen Juden die dortige Sprache und nicht Hebräisch“, meint Jaschaja. – Aber zumindest in Israel sei Hebräisch doch Staatssprache. – „Ich bin Iraner, und deswegen spreche ich Iranisch“, lautet die knappe Antwort.
Ansonsten will Jaschaja von dem Staat, der nach eigenem Selbstverständnis Heimstätte aller Juden ist, wenig wissen: „Als Chomeini in den Iran kam, hat er gesagt: Es gibt einen Unterschied zwischen der hiesigen jüdischen Gemeinschaft und dem Zionismus. Der Zionismus existiert nicht im Iran.“ Und so hält es auch Jaschaja, der immer wieder betont, daß die jüdische Gemeinschaft im Iran über 2.500 Jahre alt sei, Jahrhunderte älter als der Staat Israel. Doch dann räumt er ein: „Mein Bruder lebt in Israel.“ Er habe viele Verwandte dort. Weil es keinerlei offizielle Beziehungen zwischen den beiden Staaten gibt, sei es schwierig, den Kontakt aufrechtzuerhalten. „Aber wir wissen, wie es unseren Verwandten dort geht. Sie schicken Briefe an uns in ein Drittland, und von dort werden sie in den Iran geschickt.“ Umgekehrt funktioniere das genauso.
„Der Prediger da ist vor einigen Jahren nach Israel gefahren“, flüstert ein glatzköpfiger älterer Herr während des jüdischen Gottesdienstes. „Als er wiederkam, haben sie ihn erst einmal festgenommen. Aber als er erzählt hat, daß er nur Verwandte besucht hat, war er nach ein paar Tagen wieder frei.“ Seit der Revolution seien vor allem jüngere iranische Juden scharenweise abgehauen – entweder nach Israel oder in die USA. „Der Staat läßt die Juden hier in Ruhe“, erzählt der Mann, es gäbe derzeit keine offene Repression. Aber im Berufsleben hätten die Anhänger der schiitisch-islamischen Staatsreligion stets den Vorrang: „Ich bin Professor an der Uni und gelte als sehr qualifiziert. Aber meine Vorgesetzten sind alles Muslime, obwohl sie viel schlechter ausgebildet sind.“ Gerade an den iranischen Hochschulen, betont er, setzten sich die „Hisbollahi“ durch – die Anhänger der „Partei Gottes“.
Eine der wenigen jüngeren Besucher der Synagoge ist Silva. Sie trägt ein lässig nach hinten geschobenes buntes Kopftuch, einen Mantel und eine bläulich getönte Brille. Mund und Augen sind geschminkt. Silva unterrichtet in einer gemischtkonventionellen Grundschule jüdische Religion. Als sie die Synagoge verläßt, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gehen, wischt sie mit einem Papiertaschentuch routiniert den Lippenstift ab und rückt das locker gebundene Kopftuch zurecht: „Das muß ich tun.“
Silva ist 33 und verheiratet – „natürlich mit einem Juden“, betont sie. Gemeinsam haben sie drei Kinder. Als sie in der Vorhalle der Schule steht, sammelt sich sofort eine Traube von Kindern um ihre Beine. „Wir haben hier viele Freiheiten, die Juden in anderen Staaten nicht haben“, sagt sie bestimmt – und dann: „Jedenfalls sind die Muslime hier bei uns viel toleranter als eure Neonazis!“
Als der Schuldirektor sich dazu gesellt, weist Silva demonstrativ darauf hin, daß in dem Gebäude für Juden und Muslime eigene Gebetsräume existierten. Die Juden dürften sogar im dritten Stock beten, während die Muslime in den Keller müßten. „Der Staat will, daß die Leute religiös sind. Dabei ist es nicht so wichtig, welcher Religion sie angehören.“
Erst als ihr Chef verschwunden ist, berichtet Silva von Problemen mit der staatlichen Schulordnung: Während sie als jüdische Lehrerin am Sabbat frei hat, müssen jüdische Schüler auch an diesem Tag die Schulbank drücken. „Und das an unserem höchsten Feiertag“, seufzt sie.
Fragen nach Anfeindungen durch Muslime oder Verwicklungen der jüdischen Gemeinde Irans in den Nahost-Friedensprozeß wehrt sie mit einem resoluten Augenaufschlag ab: „Das sind doch nur Einzelfälle.“ Wie die aussehen, will sie nichts sagen. Nur eine Andeutung macht sie: „Einfache Muslime in Geschäften und auf der Straße sind manchmal wesentlich weniger gebildet als iranische Politiker.“
Schon hebräische Schriftzeichen lösten häufig Ressentiments aus, würden schnell mit Israel im Verbindung gebracht. Dann räumt sie ein: „Mein Mann, meine Kinder und ich sind hier sehr alleine.“ Die restliche Verwandtschaft sei ausgewandert. – Wohin? „In das Land, dessen Namen ich hier nicht laut aussprechen kann“, und nach einem Luftholen: „Nächstes Jahr bin ich hoffentlich in den USA. – Wir sind hier iranische Juden, keine Zionisten.“ Und dann leiser: „Wir müssen so sein.“
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