Droge Raumfahrt:: „Das All für alle“
■ Festvortrag von Prof. Puttkamer
Der Festredner der Space-Park-Präsentation, Jesco von Puttkamer, hat in seinem Festvortrag recht deutlich das Interesse der Raumfahrt-Industrie an dem „Space Park“-Vergnügen erklärt. „In den USA hat man längst erkannt, daß die Raumfahrt dem Publikum zum Anfassen näher gebracht werden muß - als Bringeschuld an den Steuerzahler, der immerhin dafür bezahlt hat und dessen Verständnis und Stützung man weiterhin benötigt“. Besonders in Deutschland, so Puttkamer, sei ein wenig Reklame dringend zu leisten, denn man sei gegenüber der Raumfahrt „begriffsstutzig“, zuviele stünden ihr „ambivalent gegenüber. Selbst sogenannte Wissenschaftler haben oft keinen blassen Schimmer“, meinte von Puttkamer - Wissenschaftler, die am Sinn der bemannten Raumfahrt zweifeln, versteht sich. Deutschland droht „vollends den Anschluß an die längerfristige Zukunft im All zu verlieren“, weil aufgrund einer „Scheckbuchmentalität“ die Mittel gekürzt werden und auf Jahre der Nachwuchs an qualifizierten Fachkräften fehlt: „Deutschlands kluge Jungen und Mädchen geben heute bei der Berufswahl anderen Ausbildungsrichtungen als der Raumfahrt und verwandten Sparten den Vorzug“. Space Park ist also nicht nur ein Vergnügungspark, sondern damit gleichzeitig ein „Bekenntnis für den technischen Fortschritt“, Absage an die „weit verbreitete Technikfeindlichkeit“.
In den Space Parks, „Museen, Camps und Parks holen sich Jugendliche und Erwachsene einen Begriff für Hochtechnologie und die Zukunft eines Landes, das sich der Raumfahrt verschrieben hat...“ Ein klein wenig scheint für Puttkamer die Raumfahrt auch Ersatzdroge zu sein: „Viele Menschen erfahren im All eine Bewußtseinsänderung“, erklärte er. „Selbst wenn es ihren praktischen Nutzen nicht gäbe“, könnte der Mensch „sein Bewußtsein erweitern“ im „Erlebnisraum Weltraum“. Kurz: „Durch die erwähnte Einwirkung des Overview-Effekts auf unsere Psyche fördert Raumfahrt die Entstehung eines neuen Menschen...“
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