„Das A.K.-System“ im Moks : Die Kartoffel als Rettungsanker
Forciert locker tritt Projektmanager Messi auf, denn er hat Zutritt zum Innersten der Macht und weiß Bescheid. Das macht er sich selbst glauben – und seine Mitarbeiter: die altgediente Inés, die ehrgeizige Marina, den konturlosen Arthur, die graumäusige Fiona. Sie warten auf die neuen Instruktionen aus der Zentrale, aber alles, was Messi bringt, ist Sprachgeblubber: Neue Projekte, Qualifikationsoffensive, Diversifikation – und vor allem brauche es die wirklich große Idee. Nichts als Seifenblasen, die bald zerplatzen werden. Wir Zuschauer wissen es, für die Akteure aber sind sie das ganze, verzweifelte Leben. Inés (Gabriele Möller-Lukasz) hatte nur ihre Projekte im Sinn und deshalb ihr Kind verloren, Arthur (Jochen Klüßendorf) nimmt den Strick, Marina (Johanna Geißler) weiß nicht, ob sie mit einem Kind oder mit Projekten schwanger gehen soll. Nur der schwadronierende Messi (Stephan Szász) flieht, als alles den Bach runtergeht, in ein neues Projekt: Er baut, von Fiona (Franziska Schubert) hingebungsvoll unterstützt, im Büro Kartoffeln an. Sehr komisch, wie er leichterhand die Ordner nimmt, um mit dem Schubkarren über die Schwelle zu kommen und die terrassenartig ansteigenden Beete zu bepflanzen.
Ein schweres Stück? Nein, überhaupt nicht. Die Inszenierung von Hüseyin Michael Cirpici ist amüsant und witzig anzuschauen. „Das A. K.-System“, das der junge französische Autor Lionel Spycher für das Bremer Theater geschrieben hat, ist ein leicht hingehauchtes Bild von der Wirtschaftsblase, die uns seit Monaten beschäftigt. Keine tiefschürfende Analyse, keine konzise Erklärung, aber ein ironisch-absurdes Schlaglicht.
CHRISTINE SPIESS
Vorstellungen: 3., 5., 8., 10., 12., 15., 17. Februar, 20 Uhr, im MOKS