Ich kann mich meinen Vorgängern nur anschliessen. Einer der schlechtesten Artikel die ich in der Taz je gelesen habe.
Dawkins Positionen werden vollkommen verzerrt wiedergegeben. In "The God Delusion", welches Höge offensichtlich nicht mal ansatzweise gelesen hat, macht er es gleich zu Beginn klar, dass es die personale Gottesvorstellung des Judentums, des Christentums und des Islam ist, welche er angreift, nicht der deistische bzw. pantheistische Gott Spinozas. Mit "Einsteins Gott", wie er ihn nennt, sympathisiert Dawkins sogar, auch wenn er selbst davor zurückscheuen würde hierfür überhaupt das Wort Gott zu benutzen.
Schon Hume bemerkte, dass man aus einem "is" kein "ought" ableiten kann und beschrieb damit den Naturalistischen Fehlschluss. Darwin wusste dies und das weiss auch Dawkins, welcher sich sogar öfters dezidiert als sozialer "Antidarwinist" bezeichnet.
Dementsprechend wird praktisch jedes Zitat total aus dem Kontext gerissen, wie gleich zu Beginn Dawkins "zentraler Glaubenssatz" (Individuen als Vehikel für das Überleben der Gene) welcher natürlich nicht als konstitutiv für soziale Normen zu verstehen ist, was Höge aber so darstellt. Damit reiht er sich ein in die Front fundamentalistischer Evolutionsverleugner, welche immer wieder gerne eine direkte Verbindung zwischen Darwin und Hitler sehen wollen (zum Beispiel im kürzlich erschienenen Propagandafilm "Expelled"). Das tut Höge zwar nicht direkt aber mit er Einleitenden betitelung Dawkins als dem "Goebbels der Atheisten" kommt er dem schon recht Nahe. Den Humanisten Dawkins als asoziales Scheusal abzustempeln scheint überhaupt Höges Haptanliegen zu sein, wie man an den vielen Beleidigungen sehen kann welche er ihm immer wieder entgegenschleudert. Der hetzerische und arrogante Ton des Artikels (soll das lustig sein?)welcher zugleich von so wenig Inhaltlicher Substanz getragen wird lässt vermuten, Höge sei wohl durch Dawkins Kritik tief in seinem evangelischen, aber nicht in die Kirche gehenden Ego gekränkt worden, wofür er sich um jeden Preis zu rächen versucht, auch um den seiner journalistischen Lauterkeit. Dies wiederum ist ein Phänomen was man im Bezug zu Dawkins oft beobachten kann, so wird immer wieder behauptet (wie auch in diesem Artikel) er prügele verbissen auf Gläubige ein. Dabei ist der Ton von Dawkins Kritik in "The God Delusion" wenn man sie mit der gängigen Vehemenz von z.B literarischer, politischer oder gar kulinarischer Kritik vergleicht, eher gemässigt und zurückhaltend, wenn man von einigen wenigen eher ironisch-augenzwinkernd gemeinten Seitenhieben absieht.
Der Engländer würde wohl mit Shakespeare sagen: "Methinks thou dost protest too much."
Bleibt noch zu sagen, dass ich mich J. Steunenberg darin anschliesse, dass ich den Artikel zu den Evangelikalen Fundies zu unkritisch hielt. Er beginnt zwar mit dem Hinweis darauf, dass ein Viertel der Amerikaner diesem Glauben anhängen und, dass ihre Zahl und ihr Einfluss auch in Europa wächst, aber gegen ENde hat man eher den Eindruch es handele sich nur um ein paar arme verkorkste Hinterwäldler... Oh, diese armen Relike aus einer vergangen Zeit gestrandet im 21. Jahrhundert, schenkt ihnen doch ein wenig Verständnis!
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