■ Bonn apart: Danke, alles unklar!
Zu den tragenden Elementen auf der betriebsamen Baustelle zum „Palast der Politikverdrossenheit“ gehört der Streit um den Bonner Schürmannbau. Daß durch Dusseligkeit Steuermillionen ins Wasser gesetzt werden, und nachher niemand dafür verantwortlich gewesen sein will, bestärkt das Vertrauen in „die da in Bonn“ nur wenig.
Als im Dezember 1993 Hochwasser die Fundamente des Rohbaus zum Knacken brachte, waren immerhin schon 370 von angesetzten 800 Millionen Mark für das Haus verbaut, das ursprünglich der Bundestag nutzen sollte. Auf nackten Betonböden trocknen seither Regenpfützen, Stahlträger rosten vor sich hin.
Heiße Themen sind im Schweinsgalopp am besten zu bewältigen, dachte sich wohl Regierungssprecher Peter Hausmann: Nutzer Deutsche Welle, Sanierung, private Finanzierung, Kostenobergrenze von 580 Millionen Mark, keine Belastung des Bundeshaushalts, hießen Stichworte seiner Auskunft nach der Kabinettssitzung am Mittwoch.
Aber wieso braucht es eine Obergrenze, wenn der Steuerzahler angeblich gar nicht herhalten muß? Fast 30 Minuten bemühten sich Journalisten vergeblich in immer neuen Anläufen, Hausmanns Nachricht auch nur zu entschlüsseln. Der geplagte Sprecher bot statt Aufklärung hauptsächlich Plattheiten: „So eine Liegenschaft ist kein totes Kapital.“
Wer muß denn nun bezahlen, wie wird das Projekt finanziert? Auch die Sprecherin des Bauministers wollte wegen laufender Verhandlungen die Öffentlichkeit nicht aufklären: Danke, alles unklar. Wer rechnet, kommt zu dem Schluß, daß der Komplex den Bund insgesamt knapp eine Milliarde Mark kosten kann.
Stellt sich die Frage: Ist es tröstlich oder traurig, daß neben den in der Selbstdarstellung notorisch glücklosen Sozialdemokraten auch die Regierung sich nicht darum kümmert, wie sie Entscheidungen an den Mann und an die Frau bringt, von denen mehr als nur eine rostende Baustelle abhängt? Hans Monath
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