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Daimler: Ende einer EhehölleKOMMENTAR VON NICOLA LIEBERT

Wie toll fand man sich in Stuttgart damals vor neun Jahren: Ein deutsches Unternehmen übernimmt einen US-Konzern – und nicht etwa andersherum. Aus dem Ländle in die große Welt. Schnell wurde das US-Management abserviert, und die Deutschen ergriffen die alleinige Macht. So macht Globalisierung Spaß!

Doch der Spaß währte nicht lange. Bald wurde klar, dass der damalige Daimler-Chef Jürgen Schrempp einen globalen Megaflop gelandet hatte. Das größte Problem waren nicht mal die ständigen Verluste bei Chrysler. Schlimmer war, dass die Fusion von Anfang an keinen Sinn ergab. Chryslers Billigprodukte ließen sich nicht für Daimlers Edelkarossen verwenden. Und die Daimler-Entwicklungen waren viel zu teuer, um sie bei Chrysler zu nutzen. Die Synergieeffekte – also das, womit Fusionen normalerweise begründet werden – beliefen sich auf null. Gemeinsame Entwicklung zukunftsweisender, ja gar umweltfreundlicherer Modelle? Fehlanzeige.

36 Milliarden Dollar hatte sich Schrempp seinen amerikanischen Traum kosten lassen. Zwischendurch hatten die Stuttgarter noch weitere Milliarden in den Versuch gesteckt, Chrysler zu sanieren. Mit seinem Verkauf an den Cerberus-Konzern zahlt Daimler jetzt noch einmal drauf.

Schrempp wurde zwar vor zwei Jahren abserviert. Aber die Kosten für seine Großmannssucht trug natürlich nicht er selbst, die Daimler-Aktionäre mussten die Zeche bezahlen. Deren Papiere verloren durch die unsinnige Fusion massiv an Wert, zusammen rund 40 Milliarden Euro. An der Börse war gestern ein lautes Aufatmen darüber zu hören, dass der globale Spuk endlich vorbei ist.

Wie bescheuert diese transatlantische Ehe war, zeigt sich jetzt nicht zuletzt durch die Reaktion der deutschen und sogar der amerikanischen Gewerkschaft: Einhellig begrüßten sie den Verkauf von Chrysler an einen Private Equity Fonds – an eine Heuschrecke also, die Belegschaften üblicherweise in Angst und Schrecken versetzt. Alles scheint besser zu sein als das Festhalten an einer Welt-AG, deren einziger Daseinszweck darin bestanden zu haben schien, sich selbst zu beweisen, dass man jemand ist in der Welt.

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