Daimler-Boss Zetsche geht: Neuer Chef ohne Bart
Dieter Zetsche übergibt den Posten als Vorstandschef an den jetzigen Entwicklungschef. Er muss Daimler dringend modernisieren.
Betriebsratschef Michael Brecht würdigte den Plan als „kraftvolle und gute Entscheidungen“. Daimler stelle einerseits den Vorstand jünger auf und gebe damit neue Impulse. „Mit der Empfehlung zur Wahl von Dieter Zetsche in den Aufsichtsrat wird andererseits die erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihm fortgesetzt.“
Zetsche arbeitet seit 1976 bei dem Stuttgarter Autobauer, zunächst im Forschungsbereich. Danach war er in verschiedenen Bereichen des Unternehmens tätig, unter anderem Vertriebschef von Mercedes-Benz. Seit Dezember 1998 ist Zetsche Vorstandsmitglied, 2006 wurde er Vorstandschef der damaligen DaimlerChrysler AG. Im letzten Jahr seiner Amtszeit holte ihn der Dieselskandal ein: Im Mai 2018 ordnete Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) wegen Daimlers unzulässiger Abgastechnik den Rückruf von 238.000 Mercedes in Deutschland an; europaweit waren 774.000 Fahrzeuge betroffen.
Zwar gab sich Zetsche modisch lässig und modern – er trat gerne ohne Schlips und Kragen, statt dessen im T-Shirt mit dem Logo „Do epic shit“ auf. Doch „Lass uns geile Dinge machen“ übertrug er eher nicht ins Alltagsgeschäft.
Bei der E-Mobilität hinkt Daimler hinterher
In Sachen E-Mobilität etwa hinkt Daimler BMW oder Tesla deutlich hinterher. Kein Wunder: Noch 2015 glaubte Zetsche, mit Elektroautos sei es wie mit Windrädern: „Jeder findet die Idee toll, aber keiner will sie vor der eigenen Haustür haben.“
Der Schwede Ola Källenius übernimmt den Chefsessel also in einer schwierigen Zeit. Der 49-Jährige wird die Spätfolgen des Dieselskandals managen und den Konzern durch den Handelsstreit manövrieren müssen.
Laut einer Ende August veröffentlichten Analyse der Unternehmensberatung Ernst & Young schrumpfte der Gewinn der deutschen Autobauer Volkswagen, Daimler und BMW im zweiten Quartal um mehr als acht Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
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