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Daimler-Benz fehlt das Filet zum Braten

■ Grundstücksgeschäft am Potsdamer Platz wird immer dubioser / Privateigentümer reibt sich die Hände

Berlin. Aus der taz vorliegenden Unterlagen drängt sich der Verdacht auf, daß der Senat in dilettantischer Eile das Grundstücksgeschäft am Potsdamer Platz durchgezogen hat. Ein Kerngrundstück des vorgesehenen Daimler-Areals am Potsdamer Platz, die 507 Quadratmeter große Parzelle Potsdamer Straße 18, gehört dem Land Berlin bis heute nicht.

Eigentümer ist vielmehr der in Essen residierende „Verein für bergbauliche Interessen“, der Rechtsnachfolger des Wirtschaftsvereins Kohle. Sowohl das Land Berlin als auch landeseigene Wohungsbaugesellschaften hatten in der Vergangenheit mehrfach versucht, dieses Filetgrundstück zu erwerben - ohne Erfolg.

„Darauf haben wir in den letzten dreißig Jahren immer gewartet“, kommentierte ein Sprecher des Vereins gestern die unverhoffte und explosionsartige Wertsteigerung dieser Immobilie. „So haben wir uns das immer gedacht!“

Der Mann hat gut lachen, kann doch der Verein jetzt verlangen, was immer er lustig ist: Auf seiner Sitzung am 26. Juni 1990 ging der Senat schon davon aus, daß das Grundstück vom Land Berlin für Daimler erworben werden muß: zu einem wesentlich höheren Preis allerdings als der Daimler garantierte Kaufpreis von 1.505 DM pro Quadratmeter.

Gestern war beim Finanzsenator zu hören, daß man in der Sache bereits Kontakt zu dem bergbaulichen Verein aufgenommen habe. In einem der taz vorliegenden Muster des Grundstückskaufvertrages mit Daimler allerdings findet das Grundstück keine Erwähnung. Das kann beudeten, daß in letzter Minute das Land Berlin die Verpflichtung nicht übernommen hat, dieses Grundstück - koste es, was es wolle für Daimler-Benz zu erwerben. Dann wird Daimler-Benz nunmehr, um das Projekt realisieren zu können, das Grundstück kaufen müssen.

Oder aber es existiert eine weitere, bislang geheimgehaltene, außerhalb des offiziellen Vertrages eingegangene Verpflichtung des Landes Berlin. Dem Senat bleibt es dann vorbehalten, seinen Steuerzahlern zu erklären, wieso die Grundstücke Potsdamer Straße 16/17 und 19/20 für 1.505 DM pro Quadratmeter an Daimler verscherbelt wurde, das Grundstück Potsdamer Straße 18 für x-mal 1.505 DM. Wenn die Differenz nicht am Ende auch noch vom Steuerzahler zu tragen sein wird.

taz

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