Dänemark gegen Kriminalität aus Schweden: „Schwedische Zustände“? Nej tak!
Mit schärferen Grenzkontrollen und der Polizei will Kopenhagen den tödlichen Bandenkrieg abwehren, der sich von Schweden ausbreitet.
Mehr Beamte in den Zügen zwischen Malmö und Kopenhagen und gründlichere Analysen der Überwachungsbilder vom Autoverkehr auf der Öresundbrücke – unter anderem damit will Justizminister Peter Hummelgaard in Dänemark „schwedische Zustände“ verhindern.
Der im Norden längst gängige Begriff steht für das Übel der organisierten Kriminalität, die sich in Schweden in den vergangenen Jahrzehnten besonders gravierend breitgemacht hat.
Begonnen hatte sie mit kriminellen Motoradklubs in den 1990ern, bevor in Großstadtvororten zusätzlich Banden basierend auf Herkunftsländern entstanden.
137 Getötete in Schweden seit Anfang 2022
Die Gewalteskalation der Bandenkriege belasten Politik, Polizei und Gesellschaft in Schweden seit Jahren nachhaltig. Meldungen über Schüsse oder Explosionen kommen phasenweise täglich.
Jüngstes Beispiel: Am Samstagabend wurde ein 55-Jähriger in dem kleinen Ort Skurup in einem Wohnhaus erschossen. Im 37 Kilometer entfernten Malmö wurde Stunden später ein 25-Jähriger in einer Wohnung durch Schüsse verletzt.
Ob die Taten zusammenhängen – und vielleicht auch noch die von vor zwei Wochen, als in Skurup schon einmal Schüsse fielen? Das schaue man sich natürlich an, noch sei nichts klar, erklärte die Polizei am Sonntag.
137 Tote und 247 Verletzte bei 914 registrierten Schüssen zählte Schwedens Polizei zwischen Anfang 2022 und Mitte 2024. Wobei man im Juni zufrieden war, dass die Zahlen im laufenden Jahr gesunken seien und man viele geplante Taten verhindert habe.
Schüsse, Sprengstoffattentate, Anschläge auf Angehörige
Geschossen wird auf Menschen, aber auch zur Drohung auf Wohnungstüren. Auch Sprengstoffexplosionen in Hauseingängen kommen vor. Mittlerweile sind auch Familienangehörige von verfeindeten Bandenmitgliedern Ziel von Mordanschlägen, sogar völlig unbeteiligte Menschen wurden bereits getötet. Und die Täter wurden immer jünger.
Anfang August klang es plötzlich ähnlich aus Dänemark: Zwei 25-jährige Schweden sollen in Kopenhagen eine Handgranate in einen Kiosk geworfen haben. Und drei schwedischen Teenagern, 16 und 17 Jahre alt, wird je ein Mordversuch mit Schusswaffen vorgeworfen. Alle drei sollen über Social-Media-Kanäle von dänischen Banden rekrutiert worden sein – in Schweden ein seit Jahren immer weiter verbreitetes Vorgehen.
Das vergleichsweise geringe Strafmaß für Minderjährige senke die Hemmschwelle für die Taten. „Das sind vor allem junge schwedische Männer in einer unsicheren Situation, die etwa aus einem Heim, in dem sie untergebracht waren, abgehauen sind“, sagte Torben Svarer von der Nationalen Einheit für besondere Kriminalität dem dänischen Rundfunk DR. Es seien verletzliche junge Menschen. Aber: Sie sind offenbar bereit zu töten.
„Das wollen wir hier natürlich nicht haben“, sagte der dänische Justizminister Peter Hummelgaard. Sein schwedischer Kollege Gunnar Strömmer (Moderate) zeigte vollstes Verständnis. „Ein natürlicher Schritt in der aktuellen Lage“, nannte er gegenüber der Nachrichtenagentur TT die verstärkten Grenzkontrollen.
Justizminister spricht von „schwedischen Kindersoldaten“
Es sei im Interesse beider Länder, die Entwicklung zu stoppen. Dazu beitragen soll auch eine Entsendung von dänischer Polizei nach Schweden für mehr direkte Zusammenarbeit.
Hummelgaard hatte schon am Donnerstag nach einem Treffen mit Dänemarks Polizeichef erklärt, dass es seit April 25 Vorfälle mit schwedischen „Kindersoldaten“ gegeben habe. Den Begriff wähle er bewusst. Mehrere geplante Taten hätten verhindert werden können.
In einem fünften Fall der letzten Woche – endgültiger Auslöser der neuen Maßnahmen – wurden am Donnerstag ein Mann in Kopenhagen erschossen und eine vorbeifahrende Radfahrerin verletzt. Ein Verdächtiger wurde am Wochenende festgenommen – ein Däne.
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