Dänemark-Spieler verzichten auf Prämien: Dänen, die es verdienen
Dänemarks männliche EM-Fußballer verzichten auf Gehaltszuwachs. Sie wollen, dass das weibliche Nationalteam gerecht bezahlt wird.
Die Männer der dänischen Fussballnationalmannschaft verzichten auf mehr Geld, um eine finanzielle Gleichberechtigung für die Spielerinnen der dänischen Frauennationalmannschaft zu ermöglichen. Damit sollte sich niemand zufrieden geben oder den Männern nun einen Heiligenschein aufsetzen. Unbedeutend wiederum ist dieser Schritt aber ganz und gar nicht.
Im Jahr 2017 erreichten die dänischen Fußballspielerinnen das EM-Finale, immerhin das beste Abschneiden von beiden dänischen Nationalteams in diesem Jahrtausend. Auf dieser Grundlage wurde die Forderung nach besserer Bezahlung laut. Der dänische Fußballverband (DBU) hatte damals jedoch kein echtes Interesse an produktiven Verhandlungen. Im Oktober 2017 bestreikten die Spielerinnen daraufhin ihr WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden. Zuvor hatten sie schon die freundschaftliche Revanche gegen den EM-Endspielgegner Niederlande verweigert. Doch Gleichberechtigung gab’s erst mal nicht. Der Verband lehnte ein Angebot der männlichen Kollegen ab, die auf 67.000 Euro Prämien zugunsten ihrer Kolleginnen verzichten wollten.
Im Männerfußball wird mit astronomischen Summen um sich geworfen, in der Frauen-Bundesliga kriegen einige Spielerinnen gar kein Geld und gerade mal so die Fahrtkosten erstattet. Dieses massive Ungleichgewicht ist in der Dimension durch nichts zu rechtfertigen; allerdings muss anerkannt werden, dass die momentan noch höhere Attraktivität des Männerfußballs zu mehr Publikum und somit auch mehr Geld führt. Dass die Qualität des Frauenfußballs steigt, belegen aber die Zahlen: So fand das diesjährige Pokalfinale zwischen Wolfsburg und Bayern vor über 44.000 Zuschauenden statt.
Gleiche Prämien für Nationalspielerinnen auszuschütten ist nun der logische Schritt: Die Männer und Frauen der A-Nationalmannschaft sind jeweils die besten in ihrem Gebiet, stecken während eines Turniers gleich viel Arbeit rein und der Erfolg ist mal bei den Männern, mal bei den Frauen höher. Die gleichen Prämien sind auch konsensfähig, es bedarf dafür keiner großen Debatte. Alle, die es mit der Gleichberechtigung halten, können diesen kleinen Schritt unterstützen.
Kein zusätzliches Geld
Gleiche Prämien sorgen aber nicht unmittelbar für eine Verbesserung der Strukturen, auch nicht für ein großes Umdenken beim dänischen Verband. Denn dieser muss ja kein zusätzliches Geld bereitstellen, die Mittel werden einfach umverteilt, wie die Gewerkschaft für Spielerinnen und Spieler (FIFPro) kritisiert.
Ohne die Initiative der dänischen Fußballer um Christian Eriksen wäre der Verband wohl kaum auf die Nationalmannschaften zugekommen, um die finanzielle Gleichstellung durchzusetzen. Pro Länderspiel gibt es denselben Betrag, beim Versicherungsschutz wurden Anpassungen vorgenommen. Dieser Vorgang ist so überfällig und vergleichsweise einfach, dass andere Nationen umgehend nachziehen sollten. Gerade wenn die Aktionen für Gleichberechtigung und Fair Play des DFB bedacht werden, gibt es für Deutschland keinen Grund, diese konkrete Maßnahme nicht auch umzusetzen.
Damit wäre dann den 20, 30 besten Spielerinnen des Landes geholfen, mehr aber auch nicht. Die Lage in den beiden Frauen-Bundesligen ist zum Teil prekär. Bei einer nicht repräsentativen „Sportschau“-Umfrage vor der Saison gab ein Viertel der Spielerinnen an, gar kein Geld zu bekommen. 34 Prozent lagen unter 500 Euro im Monat. Die Gehälter könnten sich für die kommende Spielzeit etwas gebessert haben, die Bedingungen für viele Fußballerinnen bleiben jedoch katastrophal.
Essenziell für eine nachhaltige Förderung von Spielerinnen ist ein Mindestlohn in der 1. und 2. Bundesliga. Den gibt es beispielsweise bei Union Berlin, wobei die Finanzierung aus dem Männerbereich kommt. Reine Frauenfußballvereine wie Turbine Potsdam haben dieses Privileg nicht, sind aber für die Vielfältigkeit im Fußball wichtig. Damit solche Vereine nicht abgehängt werden, müssen Lösungen gefunden werden.
Doch zunächst muss ein Bewusstsein für eine angemessene Bezahlung der Spielerinnen her, nicht nur für die Allerbesten, sondern für alle, die das Gerüst des Frauenfußballs bilden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers