: DVU-Waffenlager ausgehoben
DVU-Sympathisant im mittelfränkischen Equarhofen hatte über hundert Waffen und Hitlerbilder gesammelt - kein Haftgrund für Polizei / Zu „Führers Geburtstag“ die Reichskriegsflagge gehißt ■ Aus Nürnberg Bernd Siegler
Bei einer Razzia auf einem Bauernhof in dem mittelfränkischen Dorf Equarhofen hat die Polizei bei einem Sympathisanten der rechtsextremen „Deutschen Volksunion“ ein Lager von über hundert funktionstüchtigen Waffen sowie Relikte aus der NS-Zeit gefunden. Gegen den 46jährigen Bauern Willy H. Wurde ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Waffen- und das Kriegswaffengesetz eingeleitet. Erst letzte Woche hatte die Polizei im oberpfälzischen Berching eine Wehrsportgruppe samt Waffenlager ausgehoben.
Durch einen Zeitungsbericht war die Staatsanwaltschaft Nürnberg auf den 46jährigen Bauern aufmerksam geworden. Darin hatte der Landwirt das Malen von Waffen-SS-Abzeichen und das Sammeln von Waffen als sein Hobby bezeichnet. Auf dem Dachboden fand dann die Polizei 80 Gewehre der verschiedensten Kaliber, 20 Pistolen, eine Granate, zwei Panzerabwehrgranaten und mehrere Kilogramm Schwarzpulver sowie mehrere tausend Schuß Gewehrmunition. Eine Sammlung von Bajonetten, Stahlhelmen, eine deutsche Kriegsflagge aus der Kaiserzeit, mehrere Hitlerbilder sowie ein Schild mit der Aufschrift „Unser Gruß - Heil Hitler“ wurden ebenfalls beschlagnahmt.
Für die Polizeidirektion Ansbach besteht gegen den Mann keinerlei Haftgrund, denn er sei bisher nicht in Erscheinung getreten, obwohl er laut Aussagen der Dorfbewohner zum „Führergeburtstag“ das Schild „Heil Hitler“ ausgehängt und am 8.Mai, dem Tag der deutschen Befreiung vom Nationalsozialismus, die alte Reichskriegsflagge gehißt hatte. Ebenso wie im Fall der Berchinger Wehrsportgruppe wußte in Equarhofen offenbar jeder über das Treiben des Bauern Bescheid.
Bei den Europawahlen erzielten die Reps in der Gemeinde dort 34,3 und die DVU acht Prozent. Der Bauer Willy H. fühlt sich politisch zur DVU hingezogen. Rep-Chef Schönhuber hat für ihn „keinen Charakter“ und ist „wankelmütig“. Seine beiden Traktoren sind übersäht mit Aufklebern wie „Deutschland den Deutschen“ oder „Mein Herz schlägt für Deutschland“. Er hofft, daß in Deutschland in Zukunft „der Wind stärker von rechts weht“.
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