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DRK-Chefin will Systemwechsel

Gerda Hasselfeldt warnt vor immer weiter steigenden Pflegekosten. Damit diese nicht zur Armutsfalle würden, müssten sie gedeckelt werden, fordert die CSU-Politikerin

In der Debatte über weiter steigende Kosten in Pflegeheimen hat sich die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, für eine Deckelung des Eigenanteils starkgemacht. „Die Pflege wird zur Armutsfalle“, sagte Hasselfeldt den Zeitungen der Funke Medien­gruppe (­Montagsausgaben). „Wir müssen den Anteil, den die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen leisten, fixieren und so kalkulierbar machen.“

Die Höhe der Eigenbeteiligung für Pflegebedürftige in stationären Einrichtungen ist im laufenden Jahr noch gestiegen – inzwischen sind im bundesweiten Schnitt im ersten Jahr durchschnittlich gut 3.100 Euro im Monat fällig. Das geht aus einer Datenauswertung des Verbands der Ersatzkassen hervor. „In manchen Regionen zahlen pflegebedürftige Menschen mehr als 4.000 Euro zu“, sagte Hasselfeldt. „Für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen ist das eine riesige Belastung. Viele können sich das schon nicht mehr leisten.“

Hasselfeldt sprach sich deshalb für einen Systemwechsel aus, nach dem pflegebedürftige Menschen künftig nur noch einen festen Eigenanteil zur Finanzierung der pflegerischen Versorgung zahlen. Die Selbstbeteiligung solle dadurch nicht wie bisher nach oben offen sein, sondern planbar werden. In diesem Fall würden die Pflegeversicherung und der Staat die darüber hinausgehenden Kosten tragen.

„So würden Preissteigerungen in der Pflege nicht mehr ungedeckelt an die Pflegebedürftigen weitergegeben werden“, sagte Hasselfeldt. Auf eine maximale Höhe des Eigenanteils wollte sie sich allerdings nicht festlegen. Eine Pflegevollversicherung, bei der alle Kosten übernommen würden, hielt Hasselfeldt unterdessen nicht für finanzierbar.

Die DRK-Präsidentin ging davon aus, dass die Suche nach einem Pflegeplatz in Zukunft noch schwieriger wird, als sie es heute bereits ist. „Die Kombination aus Arbeitskräftemangel und Finanzierungsproblemen der Pflege führt dazu, dass manche Häuser Betten abbauen, Abteilungen schließen und ganze Häuser insolvent gehen“, sagte die frühere CSU-Bundestags­abgeordnete. Hinzu komme der demografische Wandel und ­damit eine künftig noch steigende Zahl von Pflegebedürftigen.

Laut den aktuellsten Zahlen des Statistischen Bundesamts für das Jahr 2023 leben etwa 5,7 Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland. Nur etwa 800.000 davon werden in Pflegeheimen betreut. Um den überwiegenden Anteil der pflegebedürftigen Menschen kümmern sich also ihre Angehörigen. Etwa 1,1 Millionen Menschen holen sich dabei Hilfe von ambulanten Pflege- oder Betreuungsdiensten. Je nach Pflegegrad übernimmt die Pflegeversicherung hier dann einen Teil der Kosten. (afp)

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