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DIE ZINSSENKUNG HILFT DER KONJUNKTUR, AUCH OHNE DEN WILLEN DER EZBEnde einer Trotzphase

Jede Trotzphase hat ein Ende, auch die der Europäischen Zentralbank (EZB). Glaubt bloß nicht, wir lassen uns von irgendwelchen Analysten oder Wirtschaftsweisen beeindrucken, die von uns fordern, dass wir die Kredite verbilligen! Oder dass wir gar der US-Zentralbank mit ihren Zinssenkungen folgen! So lauteten die Botschaften aus Frankfurt. Bis gestern. Da senkte nun auch die EZB die Zinsen, wenn auch nur um 0,25 Prozentpunkte.

Keine Frage, die EZB ist noch jung und muss der Welt beweisen, dass sie unabhängig ist und sich nicht unter Druck setzen lässt. Das hat sie nun aber zur Genüge getan. Inzwischen wurde es höchste Zeit, die Zinsen zu senken. Und es bleibt zu hoffen, dass dem gestrigen Schritt bald weitere folgen.

Schließlich geht die Inflationsrate, eines der beiden EZB-Lieblingsargumente für hohe Zinsen, wieder zurück. Im Juli lag sie in der Eurozone bei 2,8 Prozent. Das ist zwar mehr als die anvisierte 2-Prozent-Grenze. Die Gefahr einer Inflation besteht aber trotzdem nicht, denn die gestiegenen Preise haben mit der Euroumstellung zu tun und werden sich wieder einpendeln. Der Sprit, Preistreiber Nummer eins in den letzten Monaten, ist hingegen wieder billiger geworden.

Das Wachstum der Geldmenge, Lieblingsargument Nummer zwei, liegt zwar höher, als die EZB das gerne hätte. Auch das ist aber kein Anlass zur Besorgnis. Denn die Geldmenge nimmt de facto nicht stärker zu als sonst. Lediglich schichten viele Anleger wegen der schwachen Börsen ihr Geld um: von Aktiendepots – die nicht zur EZB-relevanten Geldmenge zählen – aufs Konto oder in Anleihen.

Für niedrige Zinsen spricht dagegen schon seit Wochen die schwächere Konjunktur. Wer jetzt einwendet, für die Wirtschaftsförderung sei nicht die Zentralbank zuständig, hat zwar, rein formell gesehen, Recht. Doch glücklicherweise scheint es auch unter den Währungshütern noch Ökonomen zu geben, denen die hohe Arbeitslosigkeit näher geht als die vermeintlich hohe Inflationsrate.

KATHARINA KOUFEN

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