DIE GESELLSCHAFTSKRITIK: Weltveränderungsangst
WAS SAGT UNS DAS?Polens Außenminister distanziert sich im Interview von einer „Welt aus Radfahrern und Vegetarieren“
Es ist ein Zeugnis, das vieles klärt – dieses Interview, das Polens Außenminister Witold Waszczykowski der Bild gegeben hat. Darin führte er aus, was seine Partei, die PiS, an der Macht zu erledigen beabsichtigt: „Wir wollen lediglich unseren Staat von einigen Krankheiten heilen, damit er wieder genesen kann. Nehmen wir die Medien: Dort wurde unter der Vorgängerregierung ein bestimmtes linkes Politikkonzept verfolgt. Als müsse sich die Welt nach marxistischem Vorbild automatisch in nur eine Richtung bewegen – zu einem neuen Mix von Kulturen und Rassen, eine Welt aus Radfahrern und Vegetariern, die nur noch auf erneuerbare Energien setzen und gegen jede Form der Religion kämpfen. Das hat mit traditionellen, polnischen Werten nichts mehr zu tun.“
Man erkennt auf Anhieb die wahren Ängste, die die Leute von PiS und also auch ihren Außenminister antreibt: Furcht, dass die Welt sich ändert. Die Liste der Grundängste dieses Polens ließe sich fortsetzen: Der „Mix der Kulturen“ mit Muslim*innen, Smooties, Lesben und Freidenker*innen, die Gott nicht mal für eine theoretische Erwägung seiner Existenz heranziehen. Eine Welt mit Tempolimits, Empathie für Schwächere, Händchen haltenden Männern und demokratischer Konsenssuche – die katholische Dumpf und Bierseligkeit, Polka und Mariengeilheit erstickt oder wenigstens die Luft des selbstbesoffenen Allmachtglaubens nimmt.
Der Außenminister spricht wahr, landestypisch sozusagen: kartoffelig. Ein infamer, gemütelnder Reaktionär der Intoleranz, selbstgerecht und furchterregend. Kurz: Die PiS macht alles, damit es überall im Land wieder so aussieht wie in polnischen Kohlerevierfilmen der Nachkriegszeit. Schmutzig und fies. Man dankt für die offenen Worte. JAF
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