DFB-Team gegen Aserbeidschan: Löw haut den Lukas
Vor dem Spiel gegen Aserbaidschan gibt es Zweifel an Podolskis Eignung für die Elf und einen harmonischen Kurzbesuch des nicht nominierten Kapitäns beim Team.
BERLIN/KÖLN taz Gegen Argentinien und England, ja, da ist es leicht. Das hat Miroslav Klose gesagt vor dem zweiten EM-Qualifikationsspiel der deutschen Auswahl heute Abend in Köln (20.45 Uhr, ARD). Gegner ist Aserbaidschan. Da sei es schon schwieriger. Ganz ehrlich war Deutschlands Mittelstürmer. Bei der WM, da habe man hervorragende Spiele gezeigt, doch "dieses Laufpensum, diese Laufbereitschaft" auch gegen Aserbaidschan zu zeigen, das sei eben nicht so einfach. Thomas Müller hofft, dass es ihm gelingen wird, sich zu konzentrieren gegen die von Berti Vogts trainierte Mannschaft. Bundestrainer Joachim Löw erklärte, dass diese Mannschaften deshalb so gefährlich seien, weil sie nichts zu verlieren hätten. Irgendwie werden sie es dann schon gewinnen, da sind sich alle sicher.
Die Mannschaft wirkt derart gefestigt, dass sich niemand so recht einen Ausrutscher vorstellen kann. Und so ist das wichtigste Thema vor dem Pflichtauftritt gegen Aserbaidschan die Zukunft von Lukas Podolski in der Nationalmannschaft. Die scheint ungewiss. Nicht nur weil Joachim Löw nicht ganz damit zufrieden war, wie der Kölner in der zweiten Halbzeit des Spiels gegen Belgien am Freitag auftrat, sondern weil es nun jemanden gibt, der mit aller Macht in die Nationalmannschaft drängt. Toni Kroos, das ehemalige Supertalent, der in Brüssel für Podolski eingewechselt worden ist, gilt nun als fertiger Spieler, und so könnte sich Joachim Löw die Arbeit mit und an Lukas Podolski sparen. Und an den galt es viel hinzuschuften in der Vergangenheit. Zur EM kam er frustriert von seiner Zeit als Bankdrücker beim FC Bayern, zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft reiste er verunsichert von einer mäßigen Saison als gescheiterter Heilsbringer für den 1. FC Köln an. Der Bundestrainer hat immer an ihm festgehalten, hat so viel mit ihm gearbeitet, dass nicht wenige sagten, Podolski sei wohl sein Lieblingsschüler. Nach dem Spiel gegen Belgien hat Löw seinen Lukas öffentlich kritisiert: "Er hat sicherlich nicht in seiner Bestverfassung gespielt." Gibt es doch einen, für den das Spiel gegen Aserbaidschan wichtig ist?
Was in Podolski vorgeht, ob er einen besonderen Druck spürt, darüber kann nur spekuliert werden. "Druck hat man immer im Fußball", hat er am Montag vor dem Spiel gesagt. Ein typischer Podolski. Er sagt nicht viel, und das Wenige, was er sagt, ist von einer beinahe schon faszinierenden Banalität. Da haben so manche direkt aufgehorcht, als Podolski, der mit seinen 25 Jahren nun schon 80 Länderspiele absolviert hat, am Montag eine Kampfansage an mögliche Konkurrenten auf der linken Seite losschickte. "Wenn ich meine normale Form habe, wird es schwer sein, an mir vorbeizukommen." Immerhin hat er auch ein Teillob vom Bundestrainer bekommen. In der Defensive habe er sich verbessert. Wie er das selbst sieht? "Das gehört eben dazu zum Fußball." Podolski eben.
Er freut sich jedenfalls auf das Spiel, hat er gesagt. Die ganze Mannschaft freue sich, sagte Löw. Und vielleicht gibt es ja auch ein kleine Show. "Wir waren die einzige Mannschaft, die gegen Aserbaidschan mit vier Toren Unterschied gewonnen hat", erinnerte der Bundestrainer an die letzte WM-Qualifikation.
Wars das? Natürlich nicht. Michael Ballack war da. Er hat die Nationalmannschaft in Köln besucht und mit dem Bundestrainer einen Kaffee getrunken. Worüber sie geredet haben? "Wir haben jetzt nicht noch mal über diese Situation gesprochen. Darüber haben wir ja letzte Woche gesprochen", sagte Löw, der ein wenig irritiert wirkte, als er auf die Gerüchte angesprochen wurde, wonach Michael Ballack aus der Nationalmannschaft zurücktreten wolle. Löw: "Ich gehe zu 100 Prozent davon aus, dass er das nicht tut." ANDREAS RÜTTENAUER
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