DFB Pokal: Turbine bleibt in der Siegerspur
Potsdam hat mit einem Sieg gegen Frankfurt das Halbfinale erreicht. Auch sonst können die Fußballfrauen bislang auf eine Top-Saison zurückblicken.
Der bekannte Pokalhit "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin" wurde nach dem 3:0 (1:0)-Viertelfinalerfolg im DFB-Pokal von Turbine Potsdam gegen den 1. FFC Frankfurt nicht angestimmt. Hätte auch keinen Sinn gemacht, denn das Finale findet im Mai kommenden Jahres nicht in der Hauptstadt, sondern erstmalig in Köln statt. Aber ob Berlin oder Köln - das Finale wollen die Potsdammerinnen unbedingt erreichen. Einen Sieg sind sie nach dem klaren Erfolg gegen ihren alten Dauerrivalen vom Main davon noch entfernt.
Im Karl-Liebknecht-Stadion stellte bei eisiger Kälte vor 749 Zuschauern die stark spielende Nationalspielerin Fatmire Bajramaj nach neun Minuten früh die Weichen auf Sieg. In der Schlussphase machten Nadine Keßler (79.) und Anja Mittag (86.) den verdienten Erfolg perfekt. "Jetzt können wir beruhigt Weihnachten feiern", freut sich Trainer Bernd Schröder.
Rundum zufrieden ist er mit seinem Team. Nicht nur wegen des Sieges, sondern wegen der gesamten Hinrunde. "So etwas habe ich hier noch nie erlebt", gesteht er. Der deutsche Meister ist in der Liga ungeschlagen Herbstmeister geworden, steht im Viertelfinale der Champions League und jetzt auch noch im Halbfinale des DFB-Pokals. "Wir haben alles erreicht dieses Jahr", bilanziert Schröder. Neben den blanken Ergebnissen ist es vor allem die Art und Weise, die Schröder erfreut: "Wir spielen immer nach vorne, und das wollen die Leute sehen."
Spielerisch hat das junge Turbine-Team einen großen Schritt nach vorne gemacht. Wesentlich dazu beigetragen haben die Neuzugänge Nadine Keßler und vor allem Fatmire Bajramaj. Die 21-Jährige Nationalspielerin brauchte kaum Eingewöhnungszeit und drückt schon jetzt dem Turbine-Spiel ihren Stempel auf. "Es läuft wirklich gut, sogar besser als ich selbst erwartet habe", sagt sie - und erhält viel Lob. "Sie ist eine unkomplizierte und hochsensible Spielerin", beschreibt Schröder seinen Schützling.
Zusammen mit Sturmpartnerin Anja Mittag, mit der sie sich auch privat gut versteht, bildet sie ein kongeniales Duo. Die Hälfte aller Turbine-Tore in der Liga hat das Duo erzielt: 24 Stück. Damit haben beide wesentlich dazu beigetragen, dass Turbine in der Liga am häufigsten getroffen hat. Schröder fordert deshalb: "Beide sollten auch in der Nationalmannschaft den Angriff bilden."
Immerhin sieben Treffer konnte der andere wichtige Neuzugang - Nadine Keßler - beisteuern. Die ebenfalls erst 21-jährige Mittelfeldspielerin ist in Potsdam schnell zur Leistungsträgerin geworden. "Sie war in allen deutschen Nachwuchsmannschaften Kapitän. Sie ist eine echte Persönlichkeit und etwas Besseres hätte uns gar nicht passieren können", schwärmt Trainer Schröder.
Die beiden Neuzugänge haben sich gut eingelebt und anscheinend schnell an die raue Luft in Potsdam gewöhnt. Denn der 67-jährige Coach scheut keine noch so unpopuläre Maßnahme. Als er das Gefühl hatte, dass sein Team nach den vielen Spielen in Meisterschaft und Pokalwettbewerben etwas platt wirkte, zog er zwei Wochen vor dem Frankfurt-Spiel noch einmal das Tempo an. "Da haben wir knüppelhartes Training gemacht", sagt er. Kenner von Bernd Schröder wissen, dass das kein Vergnügen war.
Doch in dieser Saison ist Turbine nicht nur körperlich und konditionell in bester Verfassung. Die Mannschaft überzeugt mit schnellem und offensivem Spiel. Beste Vorraussetzungen also, um die Saison auch weiterhin erfolgreich gestalten zu können. Insgesamt drei Titel kann Turbine dieses Jahr gewinnen - am liebsten würden sie natürlich alle holen.
Zu Übermut gibt es dennoch keinen Grund. "Wir müssen trotz allem den Ball schön flach halten", mahnt Anja Mittag. Ihrem Trainer wird diese Vorgabe sicher gefallen. Nicolas Sowa
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