piwik no script img

DER VATER DER DEVISENSTEUER MAG SEINE UNTERSTÜTZER NICHTTobins Enkel wollen es besser machen

Plötzlich ist sein Name in aller Munde, und sein Kind macht Karriere. Eine Karriere, die mit ihm und seinen Plänen nur noch wenig zu tun hat. Verständlich, dass James Tobin hadert, der Erfinder der „Tobin Tax“. Diese Steuer auf Devisentransaktionen soll die globalen Finanzströme bremsen. Jetzt distanziert sich Tobin von der Bewegung, die sich hinter seiner Forderung zusammengefunden hat.

Aber ändert das etwas? Tobin hat nie verhehlt, ein Verfechter des Freihandels zu sein. Genau das machte die Tobin-Steuer für die Befürworter einer Regulierung der Finanzmärkte so interessant – sie kam von unverdächtiger Seite, von einem anerkannten Ökonomen, Nobelpreisträger, Amerikaner. Was wäre eine bessere Empfehlung gegenüber den Mächtigen dieser Welt?

Von der Steuer selbst will Tobin auch gar nicht lassen. Im Gegenteil sieht er seine Befürchtungen bestätigt: Die Börsenkräche und Finanzkrisen der 80er- und 90er-Jahre in New York, Mexiko, Asien, Russland und Brasilien haben ihm gezeigt, dass ungehemmte Währungsspekulationen schwerwiegende Folgen für einzelne Länder oder ganze Kontinente haben können.

Was Tobin stören muss, ist die Verselbstständigung seiner Idee. Die Debatte heute findet öffentlich statt – aber nicht zusammen mit einem positiv besetzten Freihandel, sondern als ein Versuch, die Märkte wieder in den politischen Griff zu bekommen. Und dabei sind die Enkel auch noch einen Schritt weiter. Sie wissen, dass eine Steuer auf Devisentransaktionen wenig bringt, wenn es weiter Steueroasen und hoch spekulative Fonds gibt und sich die wichtigsten Staaten währungspolitisch nicht absprechen. Und dabei ist die Frage, ob diese Forderungen durchsetzbar sind – was Tobin bezweifelt –, gar nicht entscheidend. Die Globalisierungskritiker wollen die Alternativen zeigen – und aufdecken, wer ein Interesse daran hat, sie zu verhindern.

Tobin ist zu seiner Zeit, in seinem Umfeld mit seiner Steuer gescheitert. Er mag nicht sehen, dass es nun an den Enkeln ist, es in ihrer Zeit und ihrem Umfeld besser zu machen. BEATE WILLMS

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen