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DER KANZLER SOLLTE SICH UM DIE POLITIK KÜMMERN, NICHT UM DIE T-AKTIEVerschwendung ist Privatsache

Bestimmte Äußerungen sollte der Bundeskanzler lieber lassen. Zum Beispiel: „Die Aktie von Siemens ist zu teuer.“ Sagte er so was, würden sich alle fragen, was denn in Gerhard Schröder gefahren ist – und zwar zu Recht.

Während seiner Reise durch Ostdeutschland ließ der Kanzler nun die Öffentlichkeit wissen, dass er die Telekom-Aktie für unterbewertet, also für zu billig halte. Was soll das? Die T-Aktie geht ihn nichts an – in seiner politischen Funktion als Chef der Bundesregierung.

Die Deutsche Telekom AG ist zuerst ein Wirtschaftsunternehmen und hat deshalb mit der Politik nur mittelbar zu tun. Man kann einwenden, die Telekom sei immer noch zu 43 Prozent im Besitz des Staates und Politiker dürften sich deshalb auch zu diesem öffentlichen Besitztum äußern. Das stimmt. Aber die politische Öffentlichkeit ist nicht das richtige Forum, da die Vertreter des Staates ja als Eigentümer der Firma sprechen würden. Und für die gibt es andere Orte: den Aufsichtsrat oder die Hauptversammlung.

Mit seiner Äußerung setzt Schröder voraus, die unternehmerische Politik der Deutschen Telekom AG und damit auch ihr Aktienkurs seien von allgemeinem, also politischem Interesse. Der Kanzler engagiert sich für das Vermögen der Millionen Kleinaktionäre, die in den vergangenen Jahren Telekom-Aktien gekauft haben und damit auf die Nase gefallen sind. Spricht der Kanzler, so das Kalkül, steigt der Kurs. Das freilich sollte er lieber dem Markt, also den Anlegern, überlassen: Die Investition in Aktien ist ein rein privates Vergnügen. Die Art, wie jemand sein Geld verschwendet, auch.

Natürlich berührt die wirtschaftliche Tätigkeit eines Konzerns wie der Telekom auch die Interessen der Allgemeinheit, und damit die Sphäre des Politischen. Aber nur, wenn es darum geht, welchen Rahmen die Politik dem Markt setzen will. Diese grundsätzliche Entscheidung stand vor Jahren an, als die Politik den Bundesbürgern den Rat gab, Telekom-Aktien zu kaufen. Motto: „So sicher wie das Sparbuch“.

In dieser Sorglosigkeit war das der falsche Weg. Nun ist der Kurs fast in den Keller gefallen. Jetzt geht es nicht mehr um politische, sondern um rein unternehmerische Entscheidungen. Etwa um folgende: Ist es richtig, dass die Deutsche Bank große Mengen T-Aktien verkauft und so den Kurs abstürzen lässt?

Davon dürfte Gerhard Schröder nicht allzu viel verstehen. Die T-Aktie hörte gestern auch nicht auf den Kanzler. Sie sackte weiter. Kursziel: 14 Euro – die Höhe des Ausgabewerts. HANNES KOCH

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